Kommentar:Die Rettung hat begonnen

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Die geplante Erhaltung des historischen Derzbachhofs ist eine gute Nachricht - jetzt muss sie nur noch gelingen

Von Thomas Kronewiter

Die Nachricht von der geplanten Rettungsaktion zu Gunsten des historischen Derzbachhofs ist eine uneingeschränkt gute. Nicht nur für den Ortskern von Forstenried, dessen Zukunft als geschütztes Dorfkernensemble bei der Revision Münchner Ortskerne vor einigen Jahren schon einmal zur Disposition gestanden hatte. Sondern auch für den Denkmalschutz insgesamt und seine Befürworter.

Denn im Zuge der fortschreitenden Gentrifizierung Münchens, der Verdichtung besonders gefragter Viertel, der Vertreibung finanziell besonders bedrängter Bevölkerungsschichten, war es zuletzt oft genug der Denkmalschutz, bei dem Interessengruppen jedweder Couleur Hilfe suchten - wie berechtigt auch immer. Sollte irgendwo ein altes Mietshaus plattgemacht werden, rief man nach dem Schutzstatus, den man sich von der Ausweisung als Baudenkmal versprach. Hatte man Angst vor dem Nachfolgegebäude, dem befürchteten Verkehr oder der Verschattung des eigenen Gartens, war dies ebenfalls ein gern genutztes Mittel der Wahl. Ließ sich mit dem Einzeldenkmal beim allerbesten Willen nichts mehr machen, verfiel man auf die mittelbare Wirkung des Ensembleschutzes.

In Sachen Derzbachhof wird die Debatte wieder einmal auf ihren Kern zurückgeführt: Ist ein Gebäude aufgrund seiner Geschichte und seines Zustandes, also der Ablesbarkeit dieser Geschichte, schutzwürdig? Wird diese Frage grundsätzlich bejaht, ist es mit dem Setzen der Adresse auf die Denkmalliste, einer Aufgabe des Landesamts für Denkmalpflege, nun längst nicht getan. Denn wie sich an den vielfältig gelagerten Denkmal-Debatten der vergangenen Jahre oft genug gezeigt hat, reden mitunter (allzu) viele Akteure mit. Wenn es darum geht, als Anwalt der Gebäude aufzutreten und oft unpopuläre Erhaltungsmaßnahmen durchzusetzen, stehen die zuständigen Behörden dann sehr schnell allein.

Insofern ist die Causa Derzbachhof auch eine gute Nachricht für das Landesamt und für die Untere Denkmalschutzbehörde im städtischen Planungsreferat, die in offenkundig gemeinsamem Vorgehen die Eigentümer zur Schädlingsbekämpfung motivieren konnten. Der Weg bis zur endgültigen Rettung des uralten Bauernhofs ist noch weit, dazu gehört auch, dass man dem Haus Leben einhaucht. Ob dies gelingt - auch daran wird man die Behörden messen.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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