Kommentar:Dialog statt Monolog

Lesezeit: 1 min

Die Entscheidung, beim Bürger-Dialog Anwohner spontan ihre Ängste in der Flüchtlings-Debatte artikulieren zu lassen, mündet in allzu einseitige Schilderungen

Von Hubert Grundner

Es ist wichtig und richtig, wenn Politiker Bürgern ein Forum bieten. Im Idealfall profitieren beide Seiten davon: Die einen bleiben in Kontakt mit der viel bemühten "Basis", das hilft dem Mandatsträger, nicht abzuheben. Die anderen wiederum, die Bürger also, können einmal im direkten Austausch ihre Ideen vortragen. Möglicherweise mit Erfolg. Möglicherweise müssen sie aber auch erkennen, dass das vermeintlich Einfache oft nur unter größten Schwierigkeiten, falls überhaupt, zu bewerkstelligen ist. Vielleicht könnten ja sogar beide Seiten wieder mehr Respekt voreinander gewinnen - zum Nutzen von Gesellschaft und Demokratie.

Der "Bürgerdialog", den Markus Blume in den vergangenen Jahren als festes Format seiner politischen Auftritte gepflegt hat, ist dafür kein schlechtes Beispiel. Der CSU-Landtagsabgeordnete hat ein gutes Gespür dafür, wo die Leute der Schuh drückt. Durch klug gewählte Themen, kompetente Gesprächspartner und eine meist sehr sachliche Moderation sind so oft Veranstaltungen mit echtem Mehrwert für deren Besucher geglückt.

In Riem war das jetzt leider nicht der Fall. Blumes Entscheidung, die Bürgerinitiative Alt-Riem beim Bürgerdialog auftreten zu lassen, um über Flüchtlinge zu diskutieren, war unglücklich. Nicht etwa, weil man darüber besser nicht redet. Ganz im Gegenteil, die Riemer haben jedes Recht, ihre Ängste zu artikulieren und Forderungen zu erheben. Nur ist die Asyldebatte ein viel zu wichtiges Thema, um sie in einer Art Monolog zu führen. Wieso wurde nicht ein Helferkreis eingeladen, von denen es dort mehrere gibt?

Unabhängig also davon, ob das am Abend Gesagte richtig oder falsch ist: Letztlich haben sich Sprecher und Zuhörer nur gegenseitig bestätigt. Echter Bürgerdialog lebt indes von lebendiger Rede und Gegenrede. Das hätte Blume wissen müssen.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: