Kommentar:Der Preis des Vergnügens

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Eine hundertprozentige Garantie für Sicherheit gibt es nicht, das gilt auch für kulturelle Veranstaltungen. Allerdings gibt es gerade in diesem Bereich noch Luft nach oben, wie sich in diesen Tagen zeigt

Von Karl Forster

Wer sich dieser Tage mit Menschen unterhält, deren Geschäft es ist, im weitesten Sinn Menschen zu Gruppen zusammenzubringen, stößt zwangsläufig auf immer ein und dieselben zwei Fragen: Wie gefährdet ist solch eine Gruppe heutzutage? Und wie kann man dieser Gefährdung begegnen? Je nach dem, wie stark bei den Gesprächspartnern der Hang zur Hysterie ausgeprägt ist, fällt deren Antwort aus. Diese Fragen aber finden ihre Berechtigung in zwei Mantras der Politik, die die Grundfesten unserer Gesellschaft ins Wanken bringen. Erstens: Der Terror hat unser Land erreicht. Zweitens: Eine hundertprozentige Garantie für Sicherheit gibt es nicht.

Was bedeutet das? Terror ist eine diffuse, eine nicht ortbare, nicht vorhersehbare Gefahr. Ob in einer Kleinstadt wie Ansbach, ob in einer Metropole wie Berlin, Terror kann überall stattfinden. Nicht nur München steht vor einem Sommer der Feierfröhlichkeit. Ob Stadt-Land-Rock, Tollwood, Theatron oder Sommerfest auf dem Olympiagelände, ob Erdinger Sintflut-Festival oder Chiemsee Reggae Summer, ob Monster-Konzert im Olympiastadion oder Dachauer Musiksommer, überall kann alles passieren. Vom Nichts bis zur Tragödie. Sollten all die Events abgesagt werden, weil es diese hundertprozentige Garantie nicht gibt?

Das wäre - leider ist diese Erkenntnis nicht mehr neu - ein fürchterlicher Sieg des Terrors. Wichtig und richtig ist es, wenn Veranstalter, Kommunen und Sicherheitsinstitutionen eine Präsenzprävention installieren, die umsetz- und bezahlbar ist. Und da ist, das zeigen die ersten Erfahrungen der jüngsten Großveranstaltungen, Luft nach oben. Veranstalter dürfen sich nicht scheuen, das Thema Sicherheit offensiv zu propagieren, die Polizei muss, trotz vieler Überstunden, wie beim Fußball, auch hier deutlich sichtbar sein. Und der Zuschauer darf nicht murren, wenn dadurch anfallende Kosten zum Teil auf ihn übertragen werden. Das ist der Preis für gute Laune in Zeiten wie diesen.

© SZ vom 09.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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