Kommentar:Das nächste Betreuungsdebakel

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Der Prinz-Eugen-Park entwickelt sich gerade zu einem Paradebeispiel dafür, wie es nicht laufen darf mit der Stadterweiterung

Von Ulrike Steinbacher

Der Prinz-Eugen-Park entwickelt sich leider gerade zu einem Paradebeispiel dafür, wie es nicht laufen darf mit der Stadterweiterung. Im Sommer werden zwar die ersten der insgesamt 4000 Bewohner in das neue Quartier ziehen, sie wissen aber bis heute nicht, ob genügend Krippen und Kindergärten rechtzeitig fertig werden, in denen ihre kleineren Kinder dort im September unterkommen können. Sie haben auch keine Ahnung, ob ihre größeren Kinder die nagelneue Schule besuchen können oder erst einmal anderswo unterrichtet werden. Und ob an dieser neuen Schule von Anfang an Nachmittags- und Ferienbetreuung angeboten wird, hat ihnen auch noch keiner gesagt.

Stattdessen war im November bekannt geworden, dass die Stadtverwaltung den Bedarf an Kindergarten- und Krippenplätzen im Prinz-Eugen-Park gewaltig unterschätzt hat - um 150 Kinder. Für junge Familien ist das neue Wohngebiet aber gerade wegen seiner sozialen Infrastruktur reizvoll. Die Stadt hat stets betont, dass es dort eine eigene Grundschule und sechs Kindertagesstätten in fußläufiger Entfernung gibt. Jetzt aber sehen diese Familien die entscheidenden Rahmenbedingungen für ihr künftiges Leben plötzlich in Frage gestellt. Die wenigsten werden ihre neue Wohnung aus der Portokasse zahlen. Um aber arbeiten gehen zu können, brauchen sie eine verlässliche Kinderbetreuung - auch für Schüler, auch in den Ferien.

Vielleicht gibt es diese Angebote ja alle, und das Schulreferat hat die Betroffenen bisher nur nicht ordentlich informiert. Es wäre nicht das erste Mal. Doch selbst wenn sich das Kinderbetreuungsdebakel schlicht als Kommunikationsdefizit herausstellen sollte - so etwas ist einfach inakzeptabel. Eine Stadtverwaltung hat Dienstleistungen für ihre Bürger zu erbringen, sie darf sie nicht durch Versäumnisse in Existenzkrisen stürzen. Und wenn die Mitarbeiter dieser Verwaltung vergessen haben sollten, dass Menschen im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen und nicht Akten, müssen die Politiker sie daran erinnern - schon aus Selbstschutz. Bürger sind Wähler. Auch die Leute aus dem Prinz-Eugen-Park.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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