Rein rechtlich hat alles seine Ordnung und rein wirtschaftlich natürlich auch: Die Postbank muss sehen, dass sie Geld verdient und Kosten spart, also sperrt sie ihre Filiale an der Ismaninger Straße zu. Und die Post, die mit ihr in Alt-Bogenhausen kooperiert und jetzt auch auf der Straße steht, ist nicht verpflichtet, einen Ersatzstandort anzubieten, weil die nächsten Postfilialen weniger als zwei Kilometer entfernt sind. Freiwillig würde sie es trotzdem tun, findet aber keinen Partner, denn mit Postdienstleistungen lässt sich offenbar kein Geld verdienen. So weit, so schlecht.
Auf der Strecke bleibt der Kunde, dessen Interessen ganz offensichtlich niemanden kümmern. Nicht nur, dass er künftig zum Ostbahnhof muss, wenn er mal mit seinem Bankberater reden will. Er wird auch von Geschäft zu Geschäft geschickt, wenn er ein paar schlichte Post-Leistungen braucht. Briefmarken gibt's an der Ismaninger Straße im Zigarrenladen, in der Apotheke oder der Papeterie - dort kann man aber weder Briefe noch Pakete aufgeben. Die wird man dann zwar um die Ecke im DHL-Shop an der Montgelasstraße los, Briefe nehmen sie dort aber auch nicht an. Und zur nächsten echten Filiale, die alles aus einer Hand anbietet, ist es mindestens ein Kilometer. Diese Service-Wüste ist schon für den idealtypischen Kunden - jung, dynamisch, gesund und mit viel Zeit und Geduld ausgestattet - eine Zumutung. Was ist dann erst mit der Seniorin, dem Vater mit Kinderwagen, dem Behinderten an Krücken?
Dabei ist Alt-Bogenhausen vom Marienplatz nur gut drei Kilometer entfernt. Es geht also nicht etwa um eine abgelegene Kleinsiedlung am Stadtrand, deren Postschalter sich schon seit vielen Jahren nicht rentiert. Zugemacht wird vielmehr die gut besuchte Filiale eines zentralen Viertels in einer sehr wohlhabenden Stadt. Ersatzlos. Und das ist ein Armutszeugnis.