Kommentar:Am längeren Hebel

Der Umzug der Kulturinstitution Gasteig nach Sendling geht zu Lasten anderer Kulturschaffender - ein Imageschaden droht

Von Birgit Lotze

Mal wieder soll ein Stück des liebenswerten Münchens verschwinden. Gewachsene kleine Kultur wird plattgemacht, damit auf einem Grundstück Profitversprechenderes entstehen kann. Tausendmal erlebt, zigmal kommentiert. Doch eines ist diesmal anders: Diesmal frisst Kultur Kultur.

Gasteig-Chef Max Wagner will sich nicht als Vertreiber gebärden, vor allem nicht der eigenen Spezies. Er wolle versuchen, dass einige Mieter in das Gasteig-Interim integriert werden, kündigte er an. Doch mehr als eine Handvoll der mehr als 300 Menschen, die derzeit auf dem Gelände arbeiten, werden es wohl nicht sein.

Denn der Gasteig will die Sanierungszeit an der Rosenheimer Straße ohne große Abstriche in Sendling überstehen. Eigentlich hätte man gerne ein noch größeres Gelände, es gibt nur keines im Innenbereich des Mittleren Ringes. Auch ein unbequemes Verteilen über die Stadt - aufgeteilt nach den Gasteig-Sektoren Philharmonie, Stadtbibliothek, Musikhochschule, VHS -, lehnt man rundweg ab. Das klingt nicht nach Kompromissbereitschaft. So präsentiert sich jemand, der weiß, er sitzt am längeren Hebel.

Das Plattmachen von Kultur-Biotopen kommt allerdings nicht gut an im Kulturbereich. Der Gasteig-Chef muss aufpassen, dass das Münchner Kulturzentrum nicht mit einem riesigen Imageschaden belastet das Gelände am Flaucher bezieht.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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