Kita-Plätze:Streicheleinheiten für die Eltern

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Nach Sprechstunde und Kitafinder geht es jetzt um Kostenfreiheit

Von Melanie Staudinger, München

Mehr als 100 000 Kinderbetreuungsplätze gibt es in München. Alleine in diesem Jahr hat das städtische Bildungsreferat gut 3000 zusätzliche Plätze bereitgestellt. Tausende weitere sollen folgen, denn noch immer sind einige Stadtviertel etwa im Münchner Osten oder in Laim benachteiligt. Ausbau und Personalgewinnung reichen nicht, die Stadtverwaltung hat noch mit weiteren Problemen zu kämpfen. Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) hat sich drangemacht, die Kommunikation mit den Eltern zu verbessern. Diese kritisierten in der Vergangenheit immer wieder, dass sie keinen Ansprechpartner für ihr Anliegen in der Stadtverwaltung fänden, dass sie telefonisch bei der Elternberatungsstelle nur schwer durchkommen. Seit genau einem Jahr gibt es deshalb regelmäßig Elternsprechstunden.

Auch an der Verbesserung des Kita-Finders arbeitet die Stadtverwaltung. Nach zahlreichen Beschwerden hat das Bildungsreferat sich dazu entschieden, Statusmeldungen zu versenden. Eltern sollen immer genau wissen, wo genau im Anmeldeprozess sie stehen. Auch gibt es das Programm bald in mehreren Sprachen und als App für Smartphones und Tablets. Für eine Schwierigkeit gibt es aber noch keine Lösung: Noch immer hält sich unter Eltern hartnäckig die Vorstellung, dass die Anmeldung im Kita-Finder alleine nicht reicht. Viele sprechen daher zusätzlich in den Einrichtungen vor und empfinden die Online-Vormerkung nicht als Erleichterung. Ob das wirklich etwas bringt, ist zwar nicht bewiesen. Stressig allerdings ist es.

Um das Thema Kita-Gebühren müssen sich die Mitarbeiter des Bildungsreferats ebenfalls kümmern. Die SPD fordert unterstützt von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Stadträten anderer Parteien, dass alle Tagesstätten für die Eltern gratis werden. Die Stadtverwaltung soll dazu nun ein Konzept erarbeiten. Das würde nicht nur einen dreistelligen Millionenbetrag im Jahr kosten. Die Grünen zum Beispiel befürchten, dass die Qualität leidet, wenn alles Geld in die Kostenfreiheit fließt. Die SPD wiederum sieht diese Gefahr nicht: Qualitätsausbau und Gratis-Kita seien auch gleichzeitig möglich. Im kommenden März soll sich der Stadtrat wieder mit der Sache beschäftigen.

An der Qualität will die Stadt zudem arbeiten. Mit ihrem freiwilligen Zuschussmodell, der Münchner Förderformel, erhalten die Kindertagesstätten mehr Geld, die beispielsweise besonders elternfreundliche Öffnungszeiten und bezahlbare Gebühren haben. Allerdings hat die Förderformel erst einmal dazu geführt, dass an manchen Kitas weniger Erzieherinnen arbeiten, weil die Kitas zuvor zu gut ausgestattet waren. Das wiederum ärgerte die Eltern, die sich benachteiligt fühlten. Bis überall einheitliche Standards herrschen, wird es wohl noch dauern.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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