Kirchengemeinde Laim:Gott nah im Heiligen Land

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Eine große Liebe zu Israel: Hebräisch lernen, sprechen und unterrichten, ist das Markenzeichen von Pfarrer Heinz-Günther Ernst. (Foto: Catherina Hess)

Pfarrer Heinz-Günther Ernst geht in den Ruhestand

Von Christina Seipel, Laim

Fahrradfahren, Tennisspielen und seine große Liebe zu Israel - dafür ist Pfarrer Heinz-Günther Ernst in seiner evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Laim bekannt. Vor allem das Heilige Land, die Menschen und die hebräische Sprache haben es dem 66-Jährigen angetan. Sie prägen seine Art zu denken und zu reden. Auch die vielen Gespräche mit den Gläubigen spiegeln sich stets in seinen Predigten wider. Am Sonntag um 10 Uhr wird er nun während eines Gottesdienstes in der Paul-Gerhardt-Kirche in den Ruhestand verabschiedet.

Zwei große Veränderungen haben das Leben von Heinz-Günther Ernst maßgeblich geprägt. Als er mit 18 Jahren in evangelischen Jugendkreisen verkehrt, erlebt der gebürtige Schweinfurter seine ganz persönliche Glaubensvertiefung: "Ich habe den Auftrag gespürt, den christlichen Glauben weiterzugeben." Während seines Theologiestudiums in Basel erwacht dann sein Interesse für die hebräische Sprache - "mein Markenzeichen". Wenn Heinz-Günther Ernst von Israel erzählt, strahlt er über das ganzes Gesicht. Als er 1978 während der Semesterferien in einem Kibbuz in Galiläa als Erntehelfer arbeitet, lernt er Land und Leute lieben. Es sind vier "sehr intensive" Wochen, in denen er Kontakte mit Einheimischen knüpft und sich selbst das Versprechen gibt, wiederzukommen. Pfarrer Ernst lehnt sich genüsslich zurück und beginnt zu schwelgen: "Die Atmosphäre an der Klagemauer, das religiöse Miteinander - ich habe dort etwas vom Segen Gottes gespürt." Und während er erzählt, funkeln seine Augen hinter der goldgerahmten Brille. Doch die Jahre vergehen. Erst 2009 kehrt er schließlich wieder nach Israel zurück - diesmal in die Wüste Sinai. Für Ernst ist es die zweite große Weichenstellung in seinem Leben, die ihm, nach dem Auszug seiner drei Söhne, auf den Ruhestand vorbereitet hat. "Es ist der Anfang von dem Abschnitt, der noch nicht zu Ende ist", sinniert der 66-Jährige. Er reist fortan jedes Jahr in das Heilige Land, organisiert Gruppenreisen abseits der Touristenpfade - bis 2019.

Den Menschen in den Mittelpunkt rücken, das war ihm als Pfarrer besonders wichtig: "Sie sollten merken, dass sie keine Nummer sind", sagt er. Als Seelsorger hat der Familienvater viele Gemeindemitglieder deshalb auch in der Zeit von Corona besucht. Und wenn es aufgrund der Auflagen nicht erlaubt war, die Wohnungen zu betreten, habe er sich eben über den Gartenzaun mit ihnen unterhalten. Auch wenn er mit dem Fahrrad unterwegs war, nutzte er jede Gelegenheit Kontakt aufzunehmen. "Das habe ich sehr genossen."

Mehr als sechs Jahre hat er in Laim gelebt, gepredigt, Hebräisch unterrichtet und viel Tennis gespielt. Beim Reformationsfest am 31. Oktober tritt er dann zum letzten Mal als Pfarrer vor seine Gemeinde bevor er ins sächsische Vogtland umzieht. Aber wie geht es dann weiter? Heinz-Günther Ernst muss nicht lange überlegen: "Mit Hebräischkursen", sagt er prompt. Und lacht.

© SZ vom 01.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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