Kindesmissbrauch in München:Einbrecher missbraucht Kind

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Nachbar soll sich an zwölfjährigen Jungen in München vergangen haben. Er stieg über den Balkon ein. Nun steht der Mann vor Gericht.

Alexander Krug

Es ist der Albtraum aller Eltern: Während sie schlafen, steigt ein Einbrecher in ihre Wohnung ein und missbraucht ihr Kind. Für die Eltern eines Zwölfjährigen Buben aus dem Münchner Osten wurde dieses Horrorszenario im Juli vorigen Jahres Wirklichkeit.

Der 32-jährige mutmaßliche Kinderschänder tritt vor Gericht nett, höflich und zurückhaltend auf. (Foto: Foto: dpa)

Seit Montag muss sich der Täter vor dem Landgericht München I verantworten: Oliver M., 32, legte gleich am ersten Tag ein umfassendes Geständnis ab. Oliver M. wirkt äußerlich wie die Unschuld in Person. Nett, höflich, zurückhaltend und bemüht, jede Frage des Richters zu beantworten.

Der 32-Jährige gilt als hochintelligent und hat das Fachabitur nachgeholt. Seit Jahren arbeitet er als Pfleger bei einem ambulanten Dienst und betreute zuletzt im Schichtdienst rund um die Uhr einen schwerbehinderten Mann.

In einer Nachbarwohnung lebte eine Familie mit einem Jungen, der vom Angeklagten offenbar jahrelang beobachtet und heimlich auch fotografiert wurde.

"Er stand oft auf dem Balkon, ich fühlte mich irgendwie zu ihm hingezogen", sagt Oliver M., der selber Vater von zwei Kindern ist. In der Nacht auf den 31. Juli klettert er auf den Balkon im ersten Stock und zwängt sich durch einen nicht ganz geschlossenen Rollladen hindurch ins Schlafzimmer der Eltern.

An dem schlafenden Paar vorbei schleicht er sich ins Kinderzimmer und setzt sich neben das Bett des Jungen. "Ich hab' mir ihn nur angeschaut", sagt er. Irgendwann steht er dann auf und geht, nimmt aber den Wohnungsschlüssel mit.

Nach kurzer Zeit kehrt er wieder zurück, diesmal nackt und mit einer Schere in der Hand. Mit dieser zerschneidet er die Boxershorts des Kindes, das nun aufwacht. "Ich sah einen Mann am Boden liegen und dachte erst, das ist mein Papa", berichtet der Junge in einer Videovernehmung, die im Gerichtssaal abgespielt wird.

Er habe aufstehen wollen, doch der Mann habe ihn am Arm gepackt, aufs Bett zurückgelegt und an den Genitalien angefasst. Erst als der 12-Jährige laut schrie, ließ Oliver M. von ihm ab und flüchtete. Der mittlerweile hinzugekommene Vater rannte ihm noch nach, konnte ihn aber nicht mehr fassen.

Dafür arbeitete die Polizei schnell: Nach nur drei Tagen wurde Oliver M. festgenommen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. "Es tut mir alles sehr leid. Wenn ich könnte, würde ich alles ungeschehen machen", sagt der Angeklagte mit gesenktem Kopf. Was er sich bei all dem gedacht habe, will der Richter wissen.

"Wenn ich das wüsste, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht", erwidert Oliver M. Er habe vor der Tat sechs halbe Bier getrunken, sucht er nach einer Entschuldigung: "Ich fühlte mich stark angetrunken." Die Eltern des Kindes haben Rechtsanwalt Gregor Rose als Nebenklagevertreter beauftragt.

Er will in dem Strafprozess auch zivilrechtliche Forderungen geltend machen. Der Junge ist seit der Tat in psychotherapeutischer Behandlung und leidet unter posttraumatischen Störungen. Allein schläft er nun nicht mehr, sein Vater muss immer mit im Zimmer sein.

© SZ vom 04.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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