Kinderstück:Letzte Rettung im Palast der Fantasie

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Mit "Die unendliche Geschichte" nimmt das Deutsche Theater nach einem sechsmonatigen Stillstand nun wieder den Spielbetrieb auf.

Von Michael Zirnstein

Das große Reich der Fantasie ist vom Nichts bedroht. Darum geht es in Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte". Aber das war einen Krisensommer lang auch die reale Handlung am Deutschen Theater. Denn ein Virus hat sich auf dem ganzen Planeten ausgebreitet, der das Kulturleben derart schwächte und erblassen ließ, dass die nobel kränkelnde Kindliche Kaiserin aus dem Buch schon fast pumperlgesund zu nennen wäre. Jedenfalls brachten die abgesagten Stücke und entfallenden Einnahmen Münchens Musical-Palast an den Rand des Ruins.

Der will nur spielen: Glücksdrache Fuchur ist auch dabei, wenn Kinder- und Erwachsenendarsteller und Puppenspieler den Roman inszenieren. (Foto: Actors Photography / Rolf Franke)

Wer nun in dieser Geschichte die Rolle der beiden Retter, des Bücherwurms Bastian Balthasar Bux und des Fantasy-Helden Atreyu einnimmt und ob die Gefahr überhaupt gebannt ist, sei einmal dahin gestellt. Jedenfalls darf es nun am Deutschen Theater nach sechsmonatigem Stillstand weitergehen, wenn auch erst einmal mit 200 Gästen je 90-minütiger Aufführung im Saal mit eigentlich 1500 Plätzen: Gezeigt wird das Stück "Die unendliche Geschichte", das bereits im Januar hier von kleinen und großen Besuchern bejubelt wurde. Moritz Seibert, der Intendant des Jungen Theaters Bonn, hat 2017 aus den 470 Buchseiten mit großem Aufwand, mit professionellen Kinder- und Erwachsenendarstellern und Puppenspielern eine Bühnenversion auf den Weg gebracht. Die wurde viel gelobt, anders als einst der Film aus den Münchner Bavaria Studios mit dem dort immer noch zu bereitenden Glücksdrachen Fuchur. Der Film war zwar die teuerste deutsche Produktion seiner Zeit, der Garmischer Schriftssteller Ende kritisierte ihn allerdings als "Micky-Maus-Version" und "dümmliches Fantasyspektakel". Ob dem einstigen Otto-Falckenberg-Schauspielschüler das Theaterstück gefallen hätte? Bestimmt, behandelt es doch - wie auch das Deutsche Theater in seiner nun auch schon 120-jährigen Ära - die Frage: Wie würden Menschen miteinander umgehen, wenn sie keine Geschichten zu erzählen hätten.

Bereits im Januar wurde das Stück von kleinen Zuschauern bejubelt, nun wird es am Deutschen Theater nach sechsmonatigem Stillstand wieder aufgenommen. (Foto: Actors Photography)

Die unendliche Geschichte , 25.-27. Sep., Fr. 18 Uhr, Sa. 15 & 18 Uhr, So. 15 Uhr, Deutsches Theater, Schwanthalerstr. Telefon 21837300

© SZ vom 24.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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