Kinderbetreuung:Grüne wollen mehr Kita-Personal

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Die Einrichtungen sollen auch Nicht-Pädagogen, Behinderte und Senioren einstellen

Von Melanie Staudinger

Qualität statt Gratis-Kita: Mit einem großen Ideenpaket mischt sich nun auch die Grünen-Stadtratsfraktion in die Diskussion um die Zukunft der Kinderbetreuung in München ein. "Politisch haben wir nichts gegen kostenfreie Kitas, wie die SPD sie gefordert hat", sagt Jutta Koller, Bildungsexpertin der Grünen. Ein solcher Plan könne allerdings nur realisiert werden, wenn es genügend Plätze und damit ausreichend Personal gebe. Um den Erziehermangel einigermaßen zu beheben, fordern die Grünen kreative Maßnahmen. Akadamisch gebildete Mitarbeiter, nicht-pädagogisches Personal, Großeltern, Freiwillige und Menschen mit einer Behinderung könnten in den Tagesstätten angestellt werden, um den Erziehern zu helfen.

Der Ausbau der Kitas in München schreitet voran, jedes Jahr werden Hunderte neue Plätze geschaffen. Doch die Stadt steht vor einem großen Problem: Einige dieser schicken modernen Einrichtungen lassen sich nicht mit Leben füllen, weil schlicht das Personal fehlt. Ohne eine ausreichende Zahl pädagogischer Mitarbeiter aber lässt sich keine Krippe, kein Kindergarten und kein Hort betreiben. "Wir brauchen genügend Personal, um die hohe Qualität in den Einrichtungen zu erhalten und zu verbessern", sagt Koller.

Die Grünen schlagen nun vor, Erzieherinnen und Kinderpfleger zu entlasten. Wer einen Bachelor in frühkindlicher Bildung oder Pädagogik gemacht habe, könne in Kitas eingesetzt werden. Momentan habe nur etwa jede 20. Mitarbeiterin einen Uni-Abschluss, sagt Koller. Zudem könnte nicht-pädagogisches Personal Aufgaben wie Kochen, Tischdecken oder Verwaltungstätigkeiten erledigen. Das Problem: Der Freistaat müsste dann auch Zuschüsse für nicht-pädagogische Angestellte bezahlen. Im Alltag helfen könnten auch Großeltern oder Menschen mit Behinderung, die in einem Integrationsprojekt in die Kitaarbeit eingegliedert werden könnten. Solche Kooperationen gibt es an Schulen bereits: In der Montessorischule an der Balanstraße zum Beispiel übernehmen Senioren einzelne Unterrichtsstunden. Wichtig ist den Grünen auch, dass es in allen Tagesstätten möglich wird, frisch zu kochen und keine Tiefkühlware angeboten wird. Zudem sollten Pädagogen, Eltern und Kinder bei der Gestaltung ihrer Räume und Außenanlagen besser eingezogen werden.

Mit ihrem Antragspaket reagieren die Grünen auf Pläne der SPD-Stadtratsfraktion. Die hat unterstützt von Oberbürgermeister Dieter Reiter im Mai gefordert, dass die Kita-Gebühren für die Eltern zu erlassen. Das könnte bis zu 150 Millionen Euro im Jahr kosten. Kritiker des Millionengeschenks befürchten, dass das Geld hier an der falschen Stelle angelegt ist: Weil die Stadt eine gestaffelte Gebührenordnung nach Einkommen habe, bezahlten Geringverdiener nichts. Erlässt die Stadt den Betrag, der sich bei einem Krippenkind auf bis zu 421 Euro belaufen kann, entlaste sie damit nur die 30 Prozent der Familien, die überhaupt den vollen Beitrag zahlten. Aus der SPD heißt es, man verstehe den Widerspruch nicht. Sehr wohl könne die Stadt den Monatssatz übernehmen und gleichzeitig die Qualität in den Einrichtungen erhöhen.

© SZ vom 30.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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