Wer Thomas Eichinger dieser Tage erreichen will, muss hartnäckig sein. Denn der Leiter der Kickbox-Abteilung des SVN München ist momentan ein viel beschäftigter Mann; er hat ein echtes Mammut-Projekt zu stemmen. Der Klub ist nämlich wie schon im vergangenen Jahr Ausrichter des größten deutschen Kickboxturniers. Gemeinsam mit der WAKO Deutschland, dem nationalen Ableger der World Association of Kickboxing Organizations, sind beim Verein aus dem Münchner Osten von Freitagabend (19 Uhr) bis Sonntag knapp 800 Amateur-Sportler in der Multifunktionshalle in der Fritz-Erler-Straße zu Gast. Gekämpft wird in verschiedenen Gewichtsklassen und drei Disziplinen: Pointfighting, Leichtkontakt und Vollkontakt.
"Es ist schon sehr aufwendig, eine solche Veranstaltung zu organisieren", sagt Eichinger, der von Beruf Webdesigner ist. Die Vorbereitungen für die German Open müssen also parallel zur Arbeit laufen. Amateursport eben. Trotzdem macht er es gerne, "aus Liebe zum Sport". Außerdem müsse sich ja irgendwer dazu bereit erklären, Turniere auszurichten. Also übernehme der SVN Verantwortung.
Beim Verband ist man froh, einen Partner gefunden zu haben. Denn die Auswahl eines geeigneten Austragungsortes war gar nicht so leicht. Berlin - zweifellos ein attraktiver Standort - scheide beispielsweise aus, weil in den Hallen der Hauptstadt keine langfristige Planung möglich sei, so Rudi Brunnbauer. Als Vize-Präsident der WAKO Deutschland muss er es wissen. Mit den German Open in eine Großstadt zu gehen, sei ein gewisses Risiko. Schließlich ist München nicht ganz billig. Hallen, aber auch Sanitäter seien hier einfach teurer als in kleineren Orten. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die German Open auf einen mittleren fünfstelligen Betrag, sagt Brunnbauer: "Trotzdem hat es sich bisher gelohnt, München ist einfach prädestiniert für so eine Veranstaltung. Er schätzt vor allem die Verkehrsanbindung über Flughafen und Hauptbahnhof, außerdem sei "München immer eine Reise wert".
Nicht in die Landeshauptstadt reisen werden die Kickboxer aus Madagaskar. Zwar hätten sich laut Brunnbauer mehrere Sportler vom afrikanischen Inselstaat angekündigt und bereits die Startgebühr bezahlt, ihre Teilnahme scheiterte letztendlich aber an fehlenden Visa. International ist das Teilnehmerfeld bei den German Open trotzdem: Kämpfer aus sämtlichen Nachbarländern Deutschlands und sogar der Ukraine werden erwartet. Etwa die Hälfte der Amateursportler kommt aus Deutschland. "Letztes Jahr hatten wir sogar über 1000 Teilnehmer, diesmal sind es etwas weniger, weil es momentan sehr viele Turniere gibt", sagt Organisator Eichinger. Vor allem der zeitgleich in Serbien stattfindende Euro-Cup hält viele Aktive - speziell die Osteuropäer - davon ab, in die Landeshauptstadt zu kommen. Solche Zeitkollisionen ließen sich kaum verhindern, meint WAKO-Vize Brunnbauer: "Der Terminkalender für Wettkämpfe im Amateur-Kickboxen ist sehr voll, gleich nächste Woche geht es in den Niederlanden schon wieder weiter."
80 ehrenamtliche Helfer betreuen 800 Kämpfer, darunter auch eine Handvoll von Gastgeber SVN
So oder so hat man in Neuperlach mit der immer noch stattlichen Anzahl an Sportlern bei den German Open genug zu tun. Insgesamt etwa 80 ehrenamtliche Helfer werden an den drei Turniertagen vor Ort sein und, so erhoffen es sich Verband und Verein, für einen reibungslosen Ablauf sorgen. "Man merkt, der SVN ist ein großer und starker Verein", lobt Brunnbauer den Ausrichter: "Uns ist das eine große Hilfe, schließlich kann man nicht alles aus der Ferne regeln. Ohne den Verein geht's nicht."
Erster Ansprechpartner vor Ort ist Abteilungsleiter Thomas Eichinger. Der Stress hört für ihn also auch mit Abschluss der Vorbereitungen nicht auf. Im Gegenteil: Eichinger ist nicht nur Ausrichter, sondern zugleich Coach für seine Münchner Kickboxer. "Ich habe immer weniger Zeit für das Training, dennoch steckt da noch viel Herzblut von mir drin", sagt er. Bei den German Open betreut er die Handvoll Kämpfer des SVN, die "zu Hause" an den Start gehen. Er muss also den Spagat bewältigen, seine Athleten vorzubereiten, bei dem ein oder anderen Kampf vorbeizuschauen und gleichzeitig immer ein offenes Ohr zu haben, falls jemand eine Frage hat. Beklagen will sich der Webdesigner aber nicht. Schließlich gäbe es kaum eine bessere Möglichkeit, seinen Verein in der Öffentlichkeit zu präsentieren.