Kein Platz im Kabinett:Hinten anstellen

Lesezeit: 2 min

Auch für die Landtags-CSU kommt der Zugang überraschend

Von Lisa Schnell, München

Bis jetzt war Josef Schmid für viele CSU-Abgeordnete der Wiesn-Bürgermeister, nun soll er bald ihr Kollege im Landtag sein. Für einige überraschend. Man könnte fast den Eindruck bekommen, auch für den Abgeordneten Otmar Bernhard, der zugunsten von Schmid nicht mehr im Stimmkreis München-Pasing antritt. Dass Bernhard seine Karriere beendet, ist auf der einen Seite naheliegend. 2018 wird der ehemalige Umweltminister 72 Jahre alt sein und auf 28 Jahre im Landtag zurückblicken. Auf der anderen Seite hatte Bernhard im Sommer angekündigt, wieder zu kandidieren. Warum doch nicht, dazu sagt er nur zwei Sätze: "Die Landtagskandidatur von Schmid ist eine sehr gute Perspektive für meine Nachfolge. Deshalb habe ich mich entschieden, den Stab zu übergeben." Ob ihm der Stab vielleicht auch ganz sanft aus der Hand genommen wurde, dazu will er nichts sagen. Auch nicht, wann er sich umentschieden hat. Noch im August hieß es, Bernhard werde antreten, weil es in seinem Stimmkreis keinen würdigen Nachfolger gebe. Damals waren die Ortsvorsitzenden noch nicht auf Schmid gekommen. Jetzt hätten sie ihn zur Kandidatur aufgefordert, sagt Schmid.

Ganz ungelegen muss Schmid diese spontane Idee nicht gekommen sein. Ein drittes Mal bei der OB-Wahl zu scheitern, das wäre nicht schön. Der Landtag verspricht da angenehmer zu werden. Hier könnte Schmid etwa nebenbei seine Tätigkeit als Anwalt wieder aufnehmen, die er bis jetzt ruhen lassen musste. Dass er sich als Zweiter Bürgermeister von München mit der Rolle eines Hinterbänklers zufrieden gibt, bezweifeln manche und machen gleich klar: "Jeder Neuling muss sich hinten anstellen". Das gelte zumindest für die Fraktion. Bliebe also die Staatsregierung. Schmid weist jegliche Ambitionen auf einen Kabinettsposten zurück. Dort noch einen Münchner unterzubringen, dürfte auch schwer sein. Der Münchner Markus Blume wird schon für einen Posten gehandelt und mit Ludwig Spaenle und Georg Eisenreich verteidigen zwei Münchner ihre Sitze im Kabinett. Dass dieses künftig von Markus Söder geführt werden sollte, da sind sich Spaenle, Eisenreich und Schmid aber wohl einig. Wo Schmid im Machtkampf um die Staatskanzlei steht, machte er in seiner Erklärung sehr deutlich. Seehofer habe die Münchner CSU nicht unterstützt, heißt es da. Seehofer selbst will Schmids Wechsel nicht kommentieren und vermeidet damit, das Verhältnis noch mehr zu zerrütten. Auch Blume, der als einer der wenigen Münchner nicht ständig den "personellen Neuanfang" fordert, war nicht zu erreichen.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: