Kein eigener Info-Point geplant:Dezentrale Auskunft

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Unter dem Orleansplatz wird ein neuer Bahnhof entstehen. Ein Informationszentrum für die Haidhauser wird es vor Ort aber künftig nicht geben. (Foto: Catherina Hess)

Für Informationen über die Großbaustelle der zweiten Stammstrecke vor der Tür schickt die Bahn Haidhauser zum Marienhof

Von Johannes Korsche, Au/Haidhausen

Die Haidhauser bekommen kein eigenes Informationszentrum, das über den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke informiert. Dabei wird das Viertel in den kommenden Jahren so stark beeinträchtigt von Baulärm und Lkw-Verkehr wie kaum ein anderer Teil Münchens. Wohl auch deshalb forderten die Haidhauser bei ihrer Bürgerversammlung im vergangenen Jahr die "dauerhafte Einrichtung einer Bürgerinformationsstelle" für ihr Viertel. Das lehnt die Deutsche Bahn ab. Sie verweist auf das Informationszentrum am Marienhof. Mit dem zentralen Informationszentrum schaffe sie ein "insgesamt qualitativ höherwertiges Informationsangebot", argumentiert die Bahn. Ergebnis sei eine bessere Betreuung, "als wenn wir uns auf fünf verschiedene Standorte aufteilen". Diese Entscheidung habe sich bewährt und als richtig herausgestellt, so die Bahn.

Zudem verweist das Unternehmen auf einen Anwohner-Newsletter, der - so man sich unter www.2.stammstrecke-muenchen.de dafür angemeldet hat - per Mail "wirklich Informationen für die Anwohner enthält und inhaltlich auf die einzelnen Bauabschnitte abgestimmt ist". Auch ein Twitter- und Instagram-Account informiere über den Baufortschritt. Bei Fragen sei zudem eine Mail-Adresse eingerichtet, an die sich Anwohner direkt wenden könnten. Darüber hinaus werde man von kommendem Frühjahr/Sommer an wieder regelmäßig in Haidhausen präsent sein, verspricht die Bahn. Mit Infoständen, Anwohner-Informationstagen und -abenden. Wenn die Bauarbeiten am Orleansplatz beginnen, soll an der Baustelle eine "zusätzliche Anlaufstelle" eingerichtet werden, um Termine der Öffentlichkeitsarbeit anzubieten.

Noch in diesem Herbst sind die ersten Vorabmaßnahmen in Haidhausen geplant. Das alte Zollamtsgebäude an der Ecke Orleans-/Berg-am-Laim-Straße werde abgerissen, anschließend würden dort Rohre und Leitungen verlegt. Von dort aus wird der unterirdische Tunnel für die zweite Stammstrecke in die Tiefe getrieben. An drei weiteren Orten werden Baustellen das Viertel in den kommenden Jahren prägen. Auf dem engen Platz an der Ecke Milch-, Keller- und Pütrichstraße soll ein Rettungsschacht, in den Maximiliansanlagen zusätzlich zum Rettungsschacht auch eine unterirdische Abzweigung entstehen. Auch unter dem Orleansplatz bleibt kaum ein Stein auf dem anderen, dort ist ein komplett neuer Tiefbahnhof vorgesehen. Jede Baustelle hat ihren eigenen Zeitplan sowie ein spezielles Lärmschutz- und Ablieferungskonzept.

Wegen dieser unübersichtlichen Lage wünschen sich die Haidhauser eine eigene, dauerhafte Bürgerinformation. Nach dem Vorbild des Infozentrums am Marienhof, das mit festen Öffnungszeiten und einer Ausstellung zu dem Milliarden-Projekt informiert. Ziel solle die Beantwortung "detaillierter Fragen" sein, heißt es in dem damals einstimmig verabschiedeten Bürgerantrag. Als Beispiele für offene Fragen führt der Antrag an: Wann werden die stärksten Lärmemissionen sein? Welche Lärmschutzmaßnahmen sind an welchem Haus vorgesehen? Und welche Bäume müssen wann gefällt werden?

Die Absage der Bahn kam im Bezirksausschuss Au-Haidhausen nicht gut an. "Wir bestehen weiterhin auf einem Info-Point mit festen Öffnungszeiten im Viertel", sagte SPD-Fraktionssprecherin Nina Reitz. Auch ihre Amtskollegin bei der CSU, Barbara Schaumberger, will die Absage nicht akzeptieren. An der Situation im Viertel und dem Beschluss habe sich ja nichts geändert.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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