Kaufhaus-Fusion:"Wir gehen nicht davon aus, dass München zu einem Problemfall wird"

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Der Kaufhof am Münchner Stachus gehört bundesweit zu den zehn größten Umsatz- und Gewinnbringern des Konzerns. (Foto: Sonja Marzoner)

Kaufhof und Karstadt besitzen etwa ein Drittel der Verkaufsfläche von Warenhäusern in der Innenstadt. Kartellrechtlich kein Problem, sagen Experten

Von Michael Kläsgen

Dieser eine Kilometer in der Münchner Innenstadt zwischen Marienplatz und Hauptbahnhof wird, wenn man sich alle Warenhäuser dort anschaut, stark von dem am Dienstag gegründeten Gemeinschaftsunternehmen von Karstadt und Kaufhof geprägt sein. Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung in München, sagt, zwischen 140 000 und 160 000 Quadratmeter Warenhaus-Verkaufsfläche gehörten hier den Eigentümern von Karstadt und Kaufhof. Das sind bis zu 35 Prozent der gesamten Warenhaus-Verkaufsfläche innerhalb des Altstadtrings. Und alle Häuser sind herausragende Handelsstandorte.

Der Kaufhof am Marienplatz ist die umsatzstärkste aller 95 Kaufhof-Filialen bundesweit. 500 Meter weiter in Richtung Stachus: der Oberpollinger, mit vielen Luxusmarken und frisch renoviertem Erdgeschoss, daneben Karstadt Sports. Beide sollen passable Geschäftszahlen ausweisen. Am Stachus dann eine weitere Kaufhof-Filiale, die zu den zehn größten Umsatz- und Gewinnbringern des von Karstadt übernommenen Konzerns gehört. Am Bahnhof schließlich eine architektonische Rarität und eine der größten Karstadt-Filialen überhaupt. Sie allein misst laut Stumpf 40 000 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Seit 2017 gehört die Immobilie vollständig zur österreichischen Signa Holding des Unternehmers René Benko. Handelsexperte Stumpf ist gespannt, was Benko aus dem rückwärtigen Teil des Gebäudes macht und ob hier möglicherweise Büros oder Wohnungen entstehen.

Trotz des annähernd 35-prozentigen Anteils von Karstadt/Kaufhof, die beide ihre Namen dauerhaft behalten sollen, sieht Stumpf keine Gefahr für die einzelnen Standorte bei der kartellrechtlichen Prüfung der Fusion. Dafür sei deren Marktanteil am Einzelhandelsumsatz insgesamt in München zu gering. Die Stadt samt Umland sei für Einzelhändler ein gutes Pflaster, das Einzugsgebiet groß, die Kaufkraft enorm, da fielen die Filialen von Kaufhof und Karstadt nicht über die Maßen ins Gewicht. Außerdem sei das Sortiment, das sie böten, ziemlich vielfältig. Keine Warengruppe steche besonders hervor, meint Stumpf.

Auch Matthias Nordmann, Wettbewerbs- und Kartellrechtler der Kanzlei Dentons in München, sagt: "Wir gehen nicht davon aus, dass München zu einem Problemfall wird." In München sei der Wettbewerb der Einzelhändler groß. Das werde auch nach der Fusion so sein, die erst noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden muss. Nach Auskunft eines Sprechers war der Fusionsantrag am Mittwoch noch nicht eingegangen.

Schon jetzt aber könne man nach Ansicht Nordmanns sagen, dass etwa für Sportartikel in München viele Wettbewerber unterwegs seien. Allein in der Münchener Innenstadt befänden sich Anbieter wie Schuster, Globetrotter, Sport-Scheck oder auch Münzinger. Bei Haushaltswaren sei an Konkurrenten wie Kustermann oder Manufactum zu denken. Auch im Bereich der Modehäuser fänden sich zahlreiche Warenhäuser wie Konen, Ludwig Beck oder Hirmer. Das gelte im Prinzip für fast alle Warengruppen. "Es ist nicht davon auszugehen, dass der geplante Zusammenschluss zu einer erheblichen Veränderung dieser Situation führen könnte", sagt Nordmann. Hinzu kommt die Konkurrenz von Shoppingcentern und Online-Anbietern. Eine Entwarnung für die Mitarbeiter oder einzelne Filialen in München bedeutet das allerdings nicht. Bundesweit sollen bei Kaufhof bis zu 5000 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen. Was mit den Stellen passiert, ist am Ende Sache des neuen Unternehmens und der Gewerkschaften, nicht des Kartellamts.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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