Katholische Kirche:Im Gebet verbunden

Lesezeit: 2 min

Joseph Ratzinger war einmal Student in Freising. Später wurde er Papst und damit das Oberhaupt der Katholiken in der Welt. Die Geschichte seines Weges.

Von Johann Kirchberger, Freising

Er hat in Freising studiert und gelehrt, trotzdem war er lange Zeit nur Theologen ein Begriff. Das änderte sich schlagartig, als Joseph Ratzinger im März 1977 zum Erzbischof von München und Freising ernannt wurde. Dass er später einmal Papst werden sollte, ahnte seinerzeit niemand. Gleichwohl war Ratzinger schon damals ein hoch angesehener Theologe und Hochschulprofessor.

Am 24. Juni 1977 kam er zu seinem Antrittsbesuch nach Freising. Schon an der Autobahn bei Eching holte ihn der damalige Landrat Ludwig Schrittenloher ab und schilderte Ratzinger später als einen liebenswürdigen, unkomplizierten Menschen. Erst kürzlich bezeichnete auch Duz-Freund Walter Brugger Ratzinger als tiefgläubig, gütig, freundlich und bescheiden.

Auf dem Marienplatz in Freising wurde Ratzinger von einer begeisterten Menschenmenge empfangen. Bravo- und Hochrufe waren zu hören, als er den Leuten zuwinkte, sogar Autogrammwünsche musste er erfüllen. Die Sympathien der Freisinger gehörten ihm spätestens, als er sagte, "seien Sie überzeugt, dass ich das Meinige tue, dass diese schöne Stadt ihren Platz im Herzen des Bistums behalten kann". Drei Tage später erhielt Ratzinger seine Ernennung zum Kardinal.

Sein Wirken auf dem Stuhl des heiligen Korbinian war allerdings nur von kurzer Dauer. Immerhin erreichte er in dieser Zeit, dass der Freisinger Dom zur Konkathedrale ernannt wurde. Schon im November 1981 wurde Joseph Ratzinger zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre ernannt und am 13. Februar 1982 verabschiedete er sich mit einem Pontifikalgottesdienst im Freisinger Dom.

In Rom wurde Ratzinger so etwas wie die rechte Hand von Papst Johannes Paul II. und als der starb, wurde er am 19. April 2005 zu seinem Nachfolger gewählt. Freising hat er auch als Benedikt XVI. nicht vergessen. Das zeigt das von ihm gewählte Wappen, in dem der Freisinger Mohr, seit der Zeit um 1300 Wappen der hiesigen Bischöfe, der Bär des heiligen Korbinian und die Muschel als Zeichen des heiligen Augustinus einmütig zusammenstehen.

Die Bevölkerung bereitet Benedikt XVI. einen begeisterten Empfang

Ein Jahr später stand eine Reise des Papstes nach Bayern auf dem Programm. Freising war ursprünglich nicht berücksichtigt, doch der damalige Oberbürgermeister Dieter Thalhammer setzte alle Hebel in Bewegung, bis Reisemarschall Gasbarri schließlich verkündete, der Heilige Vater werde auf seinen ausdrücklichen Wunsch auch die alte Bischofsstadt Freising besuchen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm, jeder Kanaldeckel war versiegelt, als Benedikt XVI. am 14. September 2006, bewacht von der Schweizer Garde durch Freising fuhr. Etwa 40 000 Menschen säumten die Straßen und jubelten dem Papst zu. Die Freisinger schwenkten Fahnen in den Farben des Vatikans, riefen "Benedetto, Benedetto" und hielten Tücher mit dem päpstlichen Motto hoch: "Wer glaubt ist nie allein".

Vor dem Domportal trug sich der Papst in das goldene Buch der Stadt ein, zog dann in seine Konkathedrale ein, wo die Dombläser eine eigens komponierte Papstfanfare zum Besten gaben, und betete vor dem Schrein des heiligen Korbinian. Sichtlich berührt von der Atmosphäre im Dom legte Benedikt XVI. sein vorbereitetes Redemanuskript zur Seite - "das können sie irgendwann nachlesen" - und sprach über seine Priesterweihe und seine Erinnerungen an Freising. In einem Autokorso ging es danach zum Flughafen, wo sich Ratzinger tief bewegt mit den Worten verabschiedete: "Auf Wiedersehen, so Gott es will."

Erinnerungsgeschenke: Papst Benedikt XVI. vor dem Dom-Portal bei seinem Besuch in Freising. (Foto: privat)

Der wollte. Der Stadtrat ernannte Papst Benedikt zum Ehrenbürger und am 16. Januar 2010 machte sich eine Delegation der Stadt, angeführt von Oberbürgermeister Dieter Thalhammer auf den Weg nach Rom und überreichte ihm im Apostolischen Palast die Ernennungsurkunde.

Kurz nach seinem Rücktritt im Februar 2013 fuhr im Juni erneut eine Delegation zum nun emeritierten Papst nach Rom. Mit dabei waren die Stadtkapelle und Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Die Freisinger wurden am Fuße der Vatikanischen Gärten von Benedikt XVI. empfangen, durften lange mit ihm reden und zum Abschied bat der Papst im Ruhestand: "Grüßen sie Freising, im Gebet bin ich allen Freisingern verbunden."

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: