Kampagnen gegen Müll:Die Müllsau und die Saubären

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Gegen Abfall und Unrat auf den Straßen gab es in München schon diverse Kampagnen. Nicht alle waren von Erfolg gekrönt

Von Andreas Schubert

Kennt eigentlich noch jemand das Müllkänguruh? Nein? Das Comic-Tier, damals noch mit "h" am Schluss geschrieben, war in den Neunzigerjahren ein Maskottchen der Stadt, das auf einen bewussten Umgang mit Ressourcen hinweisen und zur Müllvermeidung aufrufen sollte. "Weniger Müll im Beutel" hieß der Slogan. Ein paar Jahre vorher hatte die Stadt schon die Jagd auf die "Müllsau" eröffnet. Und glaubt man den Abfallwirtschaftsbetrieben, waren diese Maßnahmen durchaus erfolgreich. Die Recycling-Quoten stiegen und die Stadt erstickt seither nicht mehr im Müll, wie es noch 1990 befürchtet wurde.

Doch Hausmüll ist die eine Sache, achtlos auf die Straße geworfener Unrat eine andere. So könnte es kommendes Jahr eine Neuauflage der Aktion "Rein. Und Sauber" geben, die das Bewusstsein der Bürger für noch mehr Sauberkeit auf Bürgersteigen wecken soll. Weiland habe die Aktion ihre Wirkung gezeigt, erklärt das Baureferat. Was Reinheit der Straßen angeht, sei München in Deutschland weit vorn. Vor allem viele Hundebesitzer haben dazugelernt und putzen die Hinterlassenschaften ihrer Tiere brav weg, was noch lange nicht heißt, dass dies alle tun. Und von welchen subversiven Gedanken jene angetrieben werden, die ihrem Zamperl zwar hinterherputzen, den Beutel dann aber auf dem Trottoir liegen lassen, dazu gibt es noch keine Studie.

So kommt es, dass die Zufriedenheit der Münchner mit der Sauberkeit nur 86 Prozent beträgt. Was aber nagt an den verbleibenden 14 Prozent? Da wären mal die Zigarettenkippen, die seit dem totalen Rauchverbot vermehrt auf den Straßen vor Kneipen zu finden sind. Unschön, vor allem wenn man mal bedenkt, was so eine Kippe alles anrichten kann. So hat vergangenes Jahr in Eichenau ein Haus Feuer gefangen, weil ein Vogel einen noch glühenden Zigarettenstummel als Baumaterial für sein Nest unter dem Dach verwendet hat. Auf diese Gefahr könnte man auch in München schon mal hinweisen.

Man darf gespannt sein, was den Werbeleuten so alles einfällt für ihre Plakate. Wie der dauerhafte Kampf gegen den Müll an den Ufern der Isar zeigt, ist es schwer, das Feiervolk mit Plakaten und Werbebotschaften zu beeindrucken. Dort türmt sich jeden Sommer tonnenweise Müll. Vor allem am Flaucher ist das Problem trotz vorhandener Müllcontainer kaum in den Griff zu bekommen. Deshalb versucht etwa der Verein "Deine Isar" schon seit sechs Jahren, die Saubären am Ufer zur Sauberkeit zu erziehen - mit eingängigen Werbeslogans wie "Wie cool ist Kack denn?" oder "Erst, wenn alle Flaschen zerdeppert sind, werdet ihr merken, dass man Glasscherben nicht mehr befüllen kann". Doch können sich derartige Kampagnen schnell als Griff in den Mülleimer erweisen. So schickte der Verein vor vier Jahren spärlich bekleidete "Müll-Feen" auf Tour, die sich bei der Präsentation vom damaligen Dritten Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) mit der Fahrradrikscha umherkutschieren ließen. Dass sich das Ganze zu einer Blamage entwickelte, lag an den Sprüchen auf den T-Shirts der jungen Frauen. Slogans wie "Müllfee? Mach's dir selbst" oder "Dreckskerle kriegen nie was rein" ließen schnell den Vorwurf des Sexismus laut werden. Junge Frauen würden in der Kampagne als Sexobjekte dargestellt, kritisierte die damalige Münchner Grünen-Chefin Katharina Schulze - die Feen wurden kurzzeitig durch Rentner ersetzt, dann wurden die Rikschafahrten für zwei Jahre eingestellt.

Die Stadt geht es gemäßigter an und hat heuer die Kampagne "Wahre Liebe Isar" gestartet. Verdacht auf Schlüpfrigkeit: Null. Aussicht auf Erfolg: Erst in richtig heißen Sommern zu beurteilen. Ein Großteil der Müllberge wurde dieses Jahr quasi schon vor ihrer Entstehung vom Regen weggeschwemmt.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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