Kammermusikreihe:Länder als Leitfaden

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Vor 40 Jahren starteten die Traunsteiner Sommerkonzerte

Von Rita Argauer, Traunstein

Ganz beiläufig entstehen oft die schönsten Sachen. Etwa die Traunsteiner Sommerkonzerte. 1980, kurz nachdem die Musikredakteurin Dorothee Ehrensberger von Berlin nach Traunstein gezogen war, probten einige Musiker in Ehrensbergers neuem bayerischen Haus für eine Tournee. Die hatte da einen besonders guten Flügel stehen und in Klausur probt es sich sowieso gut. Und weil es gar so gut ging, überlegte man, warum man nicht am Ende der Probenzeit das gemeinsam Erarbeitete live in der Stadt vorstellen sollte. Großen Zuspruch erfuhren die jungen Musiker. Und Ehrensberger machte sich die sommerlichen Konzerte zur neuen Aufgabe.

Über die vergangenen 40 Jahre etablierte sich das Festival als ein besonders interessant programmiertes. Statt auf große Hits setzte Ehrensberger eher auf Unbekanntes. Jedes Jahr stellte sie einen anderen Komponisten in den Mittelpunkt - darum herum wählte sie die Werke aus. Ihre Nachfolgerin, Imke von Keisenberg, die die Leitung des Festivals nach Ehrensbergers Tod 2013 übernahm, führt dieses Prinzip fort. "Ich wollte das aber nicht eins-zu-eins übernehmen", erklärt sie, deshalb wählte sie statt Komponisten Länder als Leitfaden. Etwa die Türkei oder Dänemark. In diesem Jahr ist England dran: "Aus der englischen Musikgeschichte ist so wenig bekannt außer Britten", sagt von Keisenberg, die selbst Musikwissenschaftlerin ist und Freude daran hat, unbekannte Stücke ungewöhnlich zu kombinieren. So spielt etwa beim Eröffnungskonzert das Notos Quartett William Waltons Klavierquartett in d-Moll, dazu gibt es Mahler und Mozart. Es folgen sieben weitere Konzerte, etwas von Nils Mönkemeyer und Nicholas Rimmer mit Stücken von Britten, Rebecca Clarke und Schostakowitsch, oder die Sopranistin Christina Landshamer mit Gerold Huber am Klavier und Liedern von Purcell, Copland, Krieger und Schumann. Unbekanntes und Bekanntes, Berühmtes und Verstecktes wechseln sich da sowohl in Besetzung als auch im Repertoire ab. Ein schöner Zug. Hinzu kommen zwei Streichquartett-Konzerte mit dem Szymanowski Quartett und dem Danish String Quartett, eine Kino-Opernübertragung von Purcells "Dido & Aeneas" in einer Inszenierung aus Rouen, sowie das Trio con Brio aus Kopenhagen und das Bläserquintett Azahar Ensemble.

Mittlerweile finden die Konzerte nach einer Renovierungspause auch wieder in der Klosterkirche statt. In diesem Jahr natürlich unter Virus-sicheren Auflagen und deshalb je um 17 und um 20 Uhr. "Ich war überrascht, dass die Künstler alle so schnell zugesagt haben", sagt von Keisenberg, die dankbar ist, dass die Musiker für die selbe Gage zwei Konzerte pro Tag spielen. Denn finanziell ist es natürlich sowieso ein Wahnsinn unter solchen Auflagen zu veranstalten.

Traunsteiner Sommerkonzerte , Dienstag, 1. bis Montag, 7. September, Programm unter www.Traunsteiner-sommerkonzerte.de

© SZ vom 31.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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