Jahresbericht 2015:Mühseliges Geschäft

Lesezeit: 2 min

Mit sinkenden Gewinnen muss man sich bei der Stadtsparkasse München, hier eine Filliale in Moosach, arrangieren. (Foto: Stephan Rumpf)

Wegen der niedrigen Zinsen geht der Jahresüberschuss der Stadtsparkasse von 44 auf 40,7 Millionen Euro zurück. Obwohl die Investitionen in Aktien um 30 Prozent gestiegen sind, wird der Gewinn auch in diesem Jahr weiter sinken

Von Pia Ratzesberger

Die Zinsen seien so niedrig, das Geschäft werde immer mühseliger, klagen momentan die Banker. Die Stadtsparkasse München aber hat im vergangenen Jahr sehr wohl Gewinn gemacht, wenn auch weniger als im Vergleich zum Vorjahr: Der Jahresüberschuss, der Gewinn nach Steuern, betrug diesmal 40,7 Millionen Euro. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichen Geschäftsbericht hervor. 2014 machte die Bank noch 44 Millionen Euro Gewinn, also etwa sieben Prozent mehr. Damals lag der Zinsüberschuss bei 288 Millionen Euro, nun waren es 282 Millionen.

Trotz der kargen Zinsen steht die Bank mit ihrem Gewinn allerdings noch immer recht gut da. Das liegt vor allem daran, dass auch die Kunden eben diese kargen Zinsen fürchten. Wird den zögerlichen Deutschen sonst immer vorgeworfen, dass sie kaum in Aktien investieren, ist der Handel mit Wertpapieren bei der Stadtsparkasse im vergangenen Jahr um 30 Prozent gestiegen. Die Münchner trauen sich was, dementsprechend hat die Bank gut an Provisionen verdient. Sie nahm insgesamt mit allen Provisionen 97 Millionen Euro ein, ungefähr elf Millionen mehr als noch 2014.

Außerdem hätten sie im vergangenen Jahr viele neue Kunden gewonnen, sagt eine Sprecherin. 18 000 neue private Girokonten hätten die eröffnet. Bei der Stadtsparkasse führt man das als Beleg an, dass die neue Strategie aufgeht, dass die neuen acht Beratungscenter in der Stadt sich lohnen, etwa am Harras, in Giesing, in Laim oder in der Altstadt im Tal. Auch wenn die Stadtsparkasse zwei Filialen weniger zählt als noch vor zwei Jahren, prangt noch immer an 78 Geschäftsstellen das rote Schild. Keine andere Bank ist so präsent in den Münchner Straßen wie die Stadtsparkasse. Obwohl sie sich in den vergangenen Wochen nicht gerade beliebt gemacht hat.

Denn die Bank hat im Juli neue Gebühren für ihre Girokonten eingeführt. Ob sie also auch weiterhin Tausende neue Kunden gewinnen kann, ist fraglich. Wer alle Leistungen der Stadtsparkasse in Anspruch nehmen will, muss nun jeden Monat 7,95 Euro zahlen. Zwar wirbt die Bank auch mit einem kostenlosen Online-Konto, das aber ist erst umsonst, sobald monatlich mehr als 1750 Euro eingehen. Auch die Hypovereinsbank verlangt seit wenigen Wochen Gebühren, bei der Postbank wird es wohl nicht mehr lange dauern. Viele Direktbanken im Netz aber werben noch immer mit Gratis-Konten, stellen dafür keinerlei Bedingungen wie eine Mindestsumme - und mit diesen Banken konkurriert die Stadtsparkasse. Die niedrigen Zinsen zwängen die Bank eben zu solch neuen Kontomodellen, heißt es aus dem Vorstand. Die Politik der Europäischen Zentralbank mache der Bank "immer mehr zu schaffen", den Gewinn von 2015 werde man in diesem Jahr wohl ohnehin nicht mehr erzielen. Dem aktuellen Geschäftsbericht zufolge rechnet die Stadtsparkasse damit, dass der Zinsüberschuss im laufenden Jahr noch einmal etwa um zwei Prozent sinken werde. Zwar hofft man, mehr Geld mit den Provisionen zu verdienen, um neun Prozent soll der Überschuss in den kommenden Monaten steigen. Aber auch das wird wohl nicht ausreichen.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: