Isar-Leiche:35-Jähriger in Sendling ermordet

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Bislang hat man nur die Arme des Toten gefunden. Dennoch konnte die Polizei die Identität feststellen. Vom Rest der Leiche fehlt noch jede Spur.

B. Kastner

Bei dem Toten, dessen abgetrennte Arme am Freitag in der Isar bei Geretsried gefunden wurden, handelt es sich um den 35-jährigen Münchner Markus Schindlbeck. Er wurde laut Polizei in seiner Wohnung in Sendling ermordet. Vom Rest der Leiche fehlt noch jede Spur, auch Hinweise auf Motiv oder Täter gibt es bisher nicht.

Leichenfund in der Isar: Bislang haben die Ermittler nur die Arme des Toten gefunden. (Foto: Foto: ddp)

Es war ein Spaziergänger, der am Freitag gegen 10.15 Uhr unterhalb der Tattenkofener Brücke bei Geretsried die Arme im seichten Wasser der Isar entdeckte. Polizeitaucher bargen die Körperteile, die im Bereich der Schulter vom Rumpf abgetrennt worden waren. Da der Täter die Fingerkuppen des Toten abgeschnitten hatte, um der Polizei die Arbeit zu erschweren, mussten die Ermittler auf die Handballenabdrücke ausweichen, um die Identität des Toten zu klären: Markus Schindlbeck aus Sendling.

Schon am Samstag kannten die Ermittler seinen Namen, da dessen Daten gespeichert waren: Gegen ihn war in Zusammenhang mit dem Arzneimittelgesetz ermittelt worden - ein vergleichsweise harmloser Vorwurf, wie die Polizei betont. Die Ermittlungen hätten nichts mit Drogen zu tun.

Markus Schindlbeck, 35 Jahre alt und ledig, arbeitete für eine Firma aus Hannover und verkaufte rund um München Ausstattungen für Gaststätten. Zuletzt sei er aber auch häufig in Hannover gewesen. "Er galt als sehr zuverlässiger und guter Mitarbeiter", sagt Richard Thiess, derzeit Leiter der Münchner Mordkommission.

Noch wissen die Fahnder wenig über den Toten, er führte offenbar ein völlig unauffälliges Leben. Sicher sei nur, dass der korpulente Mann gerne zum Essen ging und kein Freund des Sports war. Der Tote hatte keine Kinder und auch keine feste Partnerin. Hinweise auf Liebschaften, zerrüttete Beziehungen oder finanzielle Probleme gebe es nicht.

Die Münchner Ermittler haben den Fall übernommen, da der Tatort offenbar die Wohnung Schindlbecks in Sendling war. Die zweieinhalb Zimmer wirkten, so Thiess, auf den ersten Blick so unauffällig wie ihr Bewohner. Die Mitarbeiter der Spurensicherung entdeckten dann allerdings Reste von Blut in Flur und Badezimmer. Das letzte Lebenszeichen des Toten stammt vom 22. Januar, einem Donnerstag. Damals telefonierte er mit seinen Eltern, die in Oberbayern leben. Sie machten sich Sorgen und kamen genau zu der Zeit am Samstag auf eine Polizeiinspektion, als die Ermittler die Identität gerade geklärt hatten.

Die gefundenen Arme dürften zwei bis drei Tage in der Isar gelegen haben, vermutlich wurde Schindlbeck kurz zuvor ermordet. Die Polizei geht davon aus, dass die Arme von der Brücke in den Fluss geworfen wurden. Die Isar führt zu wenig Wasser, als dass sie die Körperteile hätte anschwemmen können.

Nach dem Fund der Arme suchte die Polizei die Umgebung mit Hunden und einem Hubschrauber ab, von der Leiche fehlt aber jede Spur. Entdeckt wurden lediglich eine Säge und ein Tapeziermesser, beide Werkzeuge haben aber vermutlich nichts mit dem Mord zu tun. Dasselbe dürfte für einen gefundenen Revolver gelten: Er sei angerostet, so Thiess, also wohl vor längerem entsorgt worden.

Die Spurensuche in der Wohnung des Opfers ging am Sonntag ebenso weiter wie die Suche nach der Leiche. Da in der Wohnung Bettzeug fehlt, nimmt die Polizei an, dass die Leiche darin vom Täter weggebracht wurde. Verschwunden ist auch das Auto des Opfers, sein Dienstwagen: ein silberner Opel Vectra Kombi (Kennzeichen: H-GK2010).

Die Polizei sucht Zeugen, die den Pkw in den vergangenen Tagen gesehen haben. Informationen erhofft sie sich auch zur Person des Toten: Wer kannte Schindlbeck, wer hat ihn nach dem 22. Januar gesehen und weiß, mit wem er seither Kontakt hatte?

Hinweise unter Telefon 089/2910-0.

© SZ vom 2.2.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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