Industrie:Aller Laster Anfang

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Die neue Lackiererei geht jetzt in Betrieb, dort bekommen Fahrerhäuser ihren Anstrich - im neuen Entwicklungszentrum werden die ersten Büros im nächsten Jahr bezogen. (Foto: Alexandra Beier/MAN)

Mehr als eine Milliarde Euro investiert MAN in sein Werk in München - entstanden sind ein Entwicklungszentrum, eine Lackiererei und der größte Aufzug der Stadt

Von Pia Ratzesberger

Der Zweite Bürgermeister steigt jetzt in den Aufzug, und eigentlich könnten noch 200 Menschen mitfahren. Zumindest theoretisch, denn der Aufzug im Norden von München fährt eigentlich keine Bürgermeister nach oben, sondern Busse, auch Lastkraftwagen. 15 Tonnen schwer. "Das machen wir im Rathaus sonst eher nicht, dass wir bei so einer Vorführung aufschlagen", sagt Josef Schmid (CSU). Heute aber sei das anders, ausnahmsweise. Und nicht nur wegen des Aufzugs.

Die Firma MAN hat mehrere Standorte, in Nürnberg und in Salzgitter zum Beispiel, in München fertigt MAN die schweren Lastkraftwagen, die Fahrerhäuser. An der Dachauer Straße arbeiten mehr als 9000 Menschen, eine kleine Stadt in der Stadt, und dort hat das Unternehmen nun neu gebaut. Eine Lackiererei mit fünf Stockwerken, ein Entwicklungszentrum mit fünf Stockwerken, in letzterem der Aufzug, an dem man recht gut erkennt, vor welchem Problem die Unternehmen in München stehen. Baute man früher eine niedrige, aber umso ausladendere Fabrik, fehlt dazu heute der Platz. Die Firmen also müssen in die Höhe bauen, und ein Lastkraftwagen muss in den zweiten Stock kommen. MAN hat mehr als 170 Millionen Euro in die beiden Gebäude investiert, für den Münchner Standort werde man in fünf Jahren insgesamt 1,1 Milliarden Euro ausgegeben haben, heißt es bei MAN - zwischen 2015 und 2020.

Über solche Zahlen freut sich natürlich ein Bürgermeister, auch deshalb ist Josef Schmid gekommen. Er höre immer wieder den Vorschlag, sagt er, dass die Unternehmen doch weiter rausziehen sollten, um in der Stadt mehr Wohnungen zu bauen - das Gelände von MAN zum Beispiel misst 1 000 000 Quadratmeter. Schmid aber hält von diesen Plänen nichts, wenn die Unternehmen ins Umland zögen, würden sie doch auch im Umland Gewerbesteuer zahlen. Die Stadt aber sei auf die Steuer angewiesen, nur so könne sie den Bau von Wohnungen finanzieren, die Gewerbesteuern machten 40 Prozent des Haushalts aus. "Außerdem freuen wir uns auf die Dinge, die im neuen Zentrum entwickelt werden", sagt Schmid dann noch, denn München brauche dringend Elektrobusse. Er schaut hinüber zu Joachim Drees, Mitglied des Vorstands bei MAN. Der kennt die Forderung schon.

Erst vor einem Monat hat die Münchner Verkehrsgesellschaft zwei Elektrobusse in Betrieb genommen, allerdings von einem Hersteller aus den Niederlanden, im kommenden Jahr will auch MAN die ersten Prototypen vorstellen. "Wir werden uns bemühen", sagt Drees. Und der Zweite Bürgermeister drängt noch einmal: "Wir wollen die ganze Flotte so schnell wie möglich umstellen", das Gericht nämlich sitze der Stadt "im Gnack". In München ist die Luft schon lange zu dreckig, die Stickstoffdioxidwerte liegen zu hoch, der Bayerische Verwaltungsgerichtshof verlangt von der Stadt, das zu ändern. Auch Fahrverbote für Dieselautos waren im Gespräch, Josef Schmid aber hofft jetzt erst einmal auf die Elektrobusse. Zwar kosten die etwa zweieinhalb mal so viel wie ein normaler Bus, aber sie sind auch den ganzen Tag in der Stadt unterwegs, hätten also durchaus einen Effekt.

Andererseits sind genau diese weiten Strecken das Problem, 300 Kilometer nämlich muss ein Münchner Bus am Tag schaffen, ohne aufzuladen. "Natürlich hätten wir gerne, dass die Busse in der Stadt produziert werden", sagt Josef Schmid. Er hofft auf das neue Entwicklungszentrum. Der Aufzug für die Busse immerhin funktioniert schon.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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