Imperium eines TV-Kochs:Schuhbecks Platzl

Das Platzl galt mal als leicht verrucht, aber das ist lange her. Heute trifft sich hier die halbe Welt. Blitzsauber geht es zu, die Geschäfte laufen gut - und ein Fernsehkoch mischt überall mit. Ein Porträt in Bildern.

Fotos: Johannes Simon

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Das Platzl galt mal als leicht verrucht, aber das ist lange her. Heute trifft sich hier die halbe Welt. Blitzsauber geht es zu, die Geschäfte laufen gut - und ein Fernsehkoch mischt überall mit. Ein Porträt in Bildern. Ein Spektakel darf man schon erwarten an diesem Ort, und bitte nicht allzu feinfühlig, wir stehen schließlich vor dem Hofbräuhaus.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Der Pantomime im graugrünen Ganzkörperkostüm inszeniert sich auf einem kleinen Kasten, vor sich eine goldene Kiste, auf dem kahlrasierten Kopf trägt er trotz der angenehmen 22 Grad einen Tropenhut.

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(Foto: Johannes Simon)

Der Pantomime ist nur eine Attraktion unter vielen; deshalb gibt er sich alle Mühe, die beiden Russen mit den Puma-Jacken zufriedenzustellen. Ein paar Verrenkungen für die Kameras, eine tapsige Umarmung, eine eindeutige Geste, dann sind die schlanken Italienerinnen dran, die sich bereitwillig die Euros aus der Tasche ziehen lassen, bevor sie fröhlich übers Kopfsteinpflaster weiterstöckeln.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Es wird viel gelacht auf der populärsten Bühne der Stadt, es wird viel getrunken und noch mehr fotografiert; erstaunlich viele Männer tragen kurze Hosen und Rucksäcke, als stünde eine mehrstündige Wanderung in den Alpen bevor und nicht ein Ausflug zu Starbucks.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Zum Essen kommen entgegen einem landläufigen Vorurteil übrigens auch die Münchner, sie sitzen mittags im herrlichen Innenhof des Hofbräuhauses unter den schattigen Bäumen.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Und dann gibt es noch die Stammgäste, die ihren Platz auf der Holzbank seit Jahrzehnten verteidigen; manche haben sogar noch die verlebten Animierlokale mit eigenen Augen gesehen, das sind die wahren Exoten.

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(Foto: Johannes Simon)

Wo es früher nackte Frauen gab, kamm man heute am Platzl Sushi-Pakete kaufen, wo sich einst die Volkssänger und Musikanten für 80 Pfennig verausgabten, herrscht die blitzsaubere Systemgastronomie. Außerdem im Angebot: Latte to go, Pizza Grande quattro stagioni mit extra Chili-Öl und die mit Abstand teuersten Burger der Stadt, für die man im Hard-Rock-Café einen sittenwidrigen Aufpreis bezahlen muss, weil dort eine Gitarre an der Wand hängt, auf der Sting mal gespielt haben soll.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Wie man aus Legenden Geld macht, kann man übrigens auch im Souvenirshop gleich gegenüber erleben, wo man neben den üblichen Bierdimpfl-Accessoires auch den "Münchner im Himmel" erwerben kann: Die Hofbräuhaus-Ikone ist als Hörbuch, Bierdeckel-Figur oder Comic-Held in sämtlichen Weltsprachen verfügbar.

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(Foto: Catherina Hess)

Ja, es fehlt an nichts auf diesem heimeligen Konsumquadrat, vor allem fehlt es keinesfalls an Alfons Schuhbeck. Seit der Herrscher der Platzl-Kulisse, Peter Inselkammer, auf die Idee kam, dem bekannten Fernsehkoch eine neue Bleibe zu bieten, ist die Entwicklung unaufhaltsam.

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(Foto: lok)

Inselkammer, dessen Familie nicht nur das Hotel Platzl betreibt, sondern auch einen Großteil der angrenzenden Immobilien besitzt, freut sich bis heute über den gastronomischen Feldzug.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Schuhbeck fackelte nicht lange: Erst machte er sich in den Südtiroler Stuben breit, wo ihm die Gnade eines Michelin-Sterns und die Gunst der Besserverdienenden zuteil wurde.

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Dann warf er sich in voller Montur, die weiße Schürze darf ja nie fehlen, in den Häuserkampf: In den Platzl-Arkaden eröffnete er eine Schuhbeck-Kochschule, gleich daneben den Schuhbeck-Eisladen und die Schuhbeck-Gewürze, das Schuhbeck-Tee-Geschäft...

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(Foto: JOHANNES SIMON)

...Schuhbecks Orlando inklusive Schuhbecks Orlando-Bar sowie Schuhbecks Schokoladen. Es fehlt nur noch Schuhbecks Dessousladen, dann wäre das Portfolio abgerundet. Auf keinen Fall verpassen sollte der Gast übrigens den FC-Bayern-Fitnessteller, den der Promi-Koch als besonderes Schmankerl serviert und der nicht etwa aus feinen Schweinsteiger-Lenden besteht, sondern aus genau abgezähltem Grünzeug.

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(Foto: Johannes Simon)

Ach, es ist schön am Platzl, vor allem, wenn die Sonne untergeht und man von seinem Tisch aus die Menschen beobachten kann. Früher waren sie deutlich betrunkener um diese Uhrzeit.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Es geht gerade zivilisiert zu, bis auf ein paar torkelnde Texaner, die vor der Boutique von Schoßhund-Designerin  Koko von Knebel unfreiwillig in die Knie gehen - so einen Edelnapf mit Goldrand könnten die strauchelnden Gäste gut gebrauchen.

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(Foto: JOHANNES SIMON)

Das Platzl macht gute Laune; Paare halten Händchen; die Blondinen vom Junggesellinnen-Abschied sind auf schüchterne Weise enthemmt. Im ersten Stock, eine Etage über den Südtiroler Stuben, dehnt und spreizt sich gerade ein knuspriger Tänzer vom Staatsballett; unten, im rustikalen Schuhbeck-Showroom, wird gerade der zweite Gang mit viel Brimborium kredenzt, das Publikum hinter der Scheibe schweigt ergriffen. Ein Spektakel? Das ist am Platzl garantiert.

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