Im Namen des Opfers:Was bleibt

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Bis heute setzt sich die Dominik-Brunner-Stiftung für Zivilcourage ein

Von Heiner Effern

Die offizielle Gründungsurkunde der Regierung von Niederbayern datiert auf den 9. November 2009. Der Name der neuen Organisation ist fett gedruckt: Dominik-Brunner-Stiftung. Knapp zwei Monate nach dem Tod des 50 Jahre alten Managers haben dessen Vater, Freunde und Arbeitgeber einen großen Schritt getan, um nach dem Schock ein großes Anliegen zu verwirklichen. Sie wollten sicherstellen, dass Dominik Brunners Tod "nicht umsonst war". Dass es weitergehe mit dem, wofür er gestanden habe: sich einsetzen, Haltung zeigen. So beschrieben Alois Meier, Peter Maier und Peter Hoffmann im Sommer 2010 die Gründe, eine Stiftung für Zivilcourage ins Leben zu rufen.

Zehn Jahre nach jenem Samstagnachmittag, als zwei Jugendliche Brunner zu Tode prügelten, weil er vier Schüler vor ihnen schützen wollte, hat sich die Stiftung fest im Sozialgefüge der Stadt und auch weit darüber hinaus etabliert. In Ramersdorf steht zum Beispiel seit 2016 das Dominik- Brunner-Haus, in dem Kinder und Jugendliche von klein auf Anleitung sowie schulische und emotionale Hilfe bekommen, die ihre Eltern nicht leisten können. Etwa 100 Plätze bietet das Haus, das von den Johannitern ursprünglich gegründet wurde und bis heute betrieben wird. Mit einer Spende von etwa 3,3 Millionen Euro für das Grundstück und den Erweiterungsbau konnte die Dominik-Brunner-Stiftung die anfängliche Kapazität verdreifachen.

Untrennbar verbunden sind diese hohen Summen mit einem prominenten Kuratoriumsmitglied, das auch zehn Jahre nach dem Tod Brunners noch in der Stiftung aktiv ist: Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, hatte schon eine Woche nach der Prügelattacke auf den Manager vor einem Bayern-Heimspiel eine emotionale Rede gehalten, in der er Brunner als "Vorbild für Zivilcourage und Nächstenliebe" bezeichnet hatte. Er steuerte nicht nur selbst Spenden bei, sondern öffnete der Stiftung auch Türen in der Stadt.

Der Erfolg der Stiftung beruhe auch darauf, dass sie sich von Anfang an auf drei Bereiche konzentriert habe, sagt Andreas Voelmle, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands: Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema Zivilcourage, Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen sowie Hilfe für zivilcouragiert handelnde Menschen. Zwei dieser drei Ziele vereint etwa ein Projekt, das mittlerweile in fast ganz Bayern Schule macht. Unter dem Namen "Pack ma's" organisiert die Stiftung zusammen mit dem Lehrerverband BLLV eine Fortbildung, die Gewalt oder Mobbing an Schulen vorbeugen soll. "Bisher haben etwa 3600 Lehrer mitgemacht. Das ergibt eine stolze Zahl an Schülern, die wir erreichen", sagt Voelmle.

Wichtig ist der Stiftung auch, couragierte Menschen für ihr Einschreiten auszuzeichnen. Den Rahmen dafür bietet regelmäßig der FC Bayern, der diese Menschen bei einem Heimspiel vor großem Publikum vorstellt. Konkrete Hilfe gibt es für Menschen, die ähnlich wie Dominik Brunner wegen ihres Handelns attackiert wurden. Unter anderem finanzierte die Stiftung die Behandlung von Daniil Safin aus Russland. Dieser wollte im Jahr 2012 in Beresniki Freundinnen vor einem Angriff schützen und wurde selbst ins Koma geprügelt. Auch wenn die Stiftung im Einzelfall hilft und immer wieder die Menschen sensibilisiert, am Ziel ist sie noch lange nicht, wie der Vorstand zehn Jahre nach dem Tod von Brunner schreibt: "Doch nach wie vor gibt es viel zu tun in unserem Land, um der Zivilcourage die Bedeutung zu verleihen, die sie haben sollte. Das war, ist und bleibt unsere Mission."

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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