Hoffnung für die Vereine:"Olympia wäre grandios"

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Mehr Wahrnehmung, mehr VIPs, mehr Nachwuchs - was sich Münchens Vereine von Winterspielen erhoffen.

Gerald Kleffmann und Michael Neudecker

Am kommenden Samstag, bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes in Hamburg, entscheidet sich, ob sich München als deutscher Vertreter für die Olympischen Winterspiele 2018 bewerben darf.

(Foto: Foto: ddp)

Gespannt blickt München auf den Tagesordnungspunkt 9, der die Entscheidung bringen wird. Es geht um viel - auch für Münchens Vereine.

Axel Müller, erster Vorsitzender, Skiverband München

"Dass sich München alleine schon bewerben dürfte, wäre für uns eine Riesensache. Das würde dann nämlich bedeuten: drei Jahre erhöhte Aufmerksamkeit und drei Jahre erhöhte Wahrnehmung unserer Disziplinen. Derzeit ist das Konzept des Deutschen Skiverbandes ja so ausgelegt, dass sich die Förderung nur auf den schmalen Alpenstreifen am Rande Deutschlands konzentriert.

Mit einer Olympiabewerbung aber würden viele Münchner Skifahrer anders angebunden sein an die Berge, plötzlich würde auch die Stadt mit ihren Talenten in den Vordergrund rücken. Auch in den Schulen könnte dann der Skisport eine größere Rolle spielen.

Ich habe mich kürzlich mit zwei Präsidenten von Sommersportverbänden unterhalten, beide sagten mir, sie wollen für München stimmen. München schafft es, sich bewerben zu dürfen, da bin ich mir sicher. Und es wäre auch nebenbei ganz nett der Welt zu zeigen, dass wir nicht nur am Wochenende die Autobahnen in die Berge verstopfen, sondern dass München auch eine richtig gute Wintersportstadt ist."

Ruth Metzger, zweite Vorsitzende, Eis- und Rollsportclub München

(Foto: Foto: dpa)

"Wir sind brennend an einer Bewerbung interessiert. Wir erhoffen uns, dass sich bald die Rahmenbedingungen für unsere Eiskunst- und Synchronläufer sowie Eistänzer verbessern. Drei Eisstadien stehen uns zur Verfügung, wobei keines überdacht ist.

Und benutzen können wir nur zwei, da das Weststadion wegen eines Beweissicherungsverfahrens komplett geschlossen ist; das Stadion wurde derart repariert, dass das Eis bis zum Beton weggeschmolzen ist. Nun müssen bis zu 150 Kinder auf das Oststadion und das Prinzregentenstadion ausweichen, wenn es finanziell und logistisch überhaupt geht.

Wir Eiskunstläufer werden in punkto Eiszeiten von der Stadt und von der Olympiapark-GmbH wie ein Stiefkind behandelt. Sollte München die Spiele erhalten, hätte das für uns eine existenzielle Bedeutung. Schon jetzt haben wir mit Austritten zu kämpfen. Olympia in München wäre grandios.

Nur wie gesagt: Ohne Dach über den Eisflächen wird und darf kein aktiver Sportler bei uns trainieren. Zudem ist es aufgrund der Klimaerwärmung mittel- und langfristig energiewirtschaftlich eh sinnvoll, Eishallen statt Freieisflächen zu bauen."

Klaus Bestler, Vorstandschaft, SC Hochvogel, Langlauf

"Wir würden auf jeden Fall von einer Bewerbung Münchens profitieren. Ich denke etwa an das Thema Mitgliedergewinnung. Derzeit haben wir 170 Vereinsmitglieder, davon sind 30 Jugendliche. Um die Chancen zu verbessern, dass am Ende zwei, drei Talente oben in der Spitze ankommen, wäre es wichtig, noch mehr Jugendliche zu haben.

Olympia könnte daher unsere Sportart populärer machen. Aber auch wir könnten Olympia helfen. Zum Beispiel wäre es denkbar, dass wir viele Helfer abstellen. Wie im vergangenen Jahr, als wir bei der Tour de Ski zusammen mit dem Olympiapark die Veranstaltung mitorganisiert haben.

Das einzige, was wir fürchten, wären Dopingfälle bei Olympia. Das wäre nicht förderlich. Wir legen großen Wert darauf, alle auf die schlimmen körperlichen Folgen von Doping hinzuweisen."

Jürgen Bochanski, erster Vorsitzender, EHC München

"Wenn sich München für die Olympischen Winterspiele bewerben könnte, würde der Fokus in der Stadt nicht mehr so stark nur auf der Arena und Fußball liegen. München würde sich mehr als Sportstadt positionieren und dann auch mehr auf Eishockey blicken, weil Eishockey nach dem Fußball ja die zweitstärkste Sportart der Stadt ist.

Natürlich würden wir uns auch über eine neue Halle freuen - falls wir uns es leisten könnten, dort zu spielen. Allein für die angespannte Eiszeiten-Situation aber wären neue Eisflächen enorm wichtig; unsere 1b zum Beispiel kann nur zweimal wöchentlich trainieren.

Aber auch für unsere Zuschauersituation wäre Olympia hilfreich: In eine neue Halle würden deutlich mehr kommen, es gäbe mehr Komfort, ein Restaurant zum Beispiel, zudem hätten wir bessere Marketing-Möglichkeiten für Sponsoren und VIP-Gäste. Die Halle ist aber nicht der einzige Vorteil, die ganze Euphorie, die entstehen würde, würde schon viel bringen. Wir verfolgen die Bewerbung natürlich voller Interesse, und ich glaube auch, dass die Zustimmung in der Stadt sehr groß ist."

Rebecca Zuppardo-Meier, erste Vorsitzende Münchner Eishockey Klub

"Wir haben zwar weniger Mitglieder als der EHC, aber natürlich wäre auch für uns eine Olympia-Bewerbung Münchens wichtig. Vor allem wegen einer neuen Eishalle: Wir haben vier Mannschaften, die Erste spielt in der Landesliga, dazu eine Hobby- und eine Damenmannschaft und dann noch die Spielgemeinschaft mit dem EHC - und wir müssen alle in der derzeitigen Olympia-Eishalle trainieren und spielen lassen.

Das ist teuer, totaler Luxus. Aber es geht nicht anders, weil alle anderen Eisflächen voll sind. Wir haben nicht mal eine Nachwuchsmannschaft, weil wir keinen Platz haben. Außerdem würde Olympia auch das Eishockey in München an sich bekannter machen, dann würden die Leute sehen, dass das kein Hau-hin-Sport ist, sondern eine schnelle, attraktive Mannschaftssportart.

Außerdem würde ich mir als Münchnerin Olympia einfach für meine Stadt wünschen. Und, naja, wenn wegen Olympia gebaut wird, würde mich das auch persönlich freuen: Ich arbeite in einer Baufirma - Olympia würde meinen Arbeitsplatz sichern."

Georg Wörle, Abteilungsleiter Bob SpVgg Unterhaching

"Wir haben ja im Moment keine aktive Bobmannschaft. Existenziell wäre eine Olympiabewerbung deshalb nicht für uns - immerhin sind wir mit über 100 Mitgliedern noch immer die größte Bobsport-Abteilung Deutschlands -, aber wir würden die natürlich trotzdem für uns nutzen. Wer das nicht macht, der versäumt ja was.

Eine Olympiabewerbung würde vor allem unserer Nachwuchsarbeit einen Aufschwung geben, auch durch die Begeisterung, die dann sicherlich da wäre. Ich erinnere mich noch an die Begeisterung 1972, als die Sommerspiele in der Stadt waren, das war schon toll.

Eine neue Mannschaft werden wir unabhängig von der Bewerbung bald wieder haben, wir wollen ja nicht erst 2018 wieder bei Olympia sein - gerade deshalb würde uns die Olympiabewerbung einen zusätzlichen Schub geben."

© SZ vom 06.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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