Hockey-Bundesliga:Ecken und Kurven

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"Wir sind alle motiviert", sagt Münchens Trainer Benjamin Lang (Mitte). Gegen Nürnberg soll sich zeigen, ob sein Team aus der Hinrunde gelernt habe. (Foto: Claus Schunk)

Die Männer des Münchner SC planen die Aufholjagd - mit fast unverändertem Kader, aber gestärkt durch Frühstückstraining

Von Johannes Holbein, München

Es ist nicht verwunderlich, dass Benjamin Lang von "Lerneffekten" und "Lernkurven" spricht. Der Trainer der Hockey-Männer des Münchner SC ist angehender Lehrer für Mathematik und Wirtschaft. Dieses Mal spricht er aber nicht davon, wie man Schülern am besten quadratische Gleichungen erklärt oder die Funktion eines Hedgefonds. Dieses Mal geht es um Hockey.

Während die MSC-Frauen am Samstag (16 Uhr, Eberwurzstraße) gegen den TSV Mannheim als sorgenfreier Tabellendritter in die Rückrunde starten, steht Langs Team nach der Bundesliga-Hinrunde mit vier Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. 41 Gegentore hat es kassiert, das ist der schlechteste Wert der ersten Liga. Natürlich ärgert das den 28-Jährigen, aber in seinem Studium hat er gelernt, wie man mit schwächeren Schülern umgehen muss: Er hat in der Vorbereitung auf die Rückrunde Sonderschichten am Morgen einberaumt. "Frühstückstraining", wie Kapitän Felix Greffenius sie liebevoll nennt. Zwei Trainingseinheiten sind das zusätzlich pro Woche. "Da kann natürlich nicht jeder teilnehmen, es gibt Spieler, die arbeiten müssen", sagt Lang, der im September sein Referendariat beginnt. Aber die Maßnahme zeigt zumindest, wie ernst die Lage für die Münchner ist.

Das jüngste Vorbereitungsturnier in Mülheim gibt dem Trainer Hoffnung: Gegen den Tabellenführer der Bundesliga, UHC Hamburg, spielten die Münchner 2:2. Gegen den Vierten Mühlheim gewannen sie sogar 2:0. Am Ende wurden die Oberbayern Zweiter. "Wir haben gute Spiele gemacht und gezeigt, dass wir mithalten können." Ganz zufrieden ist der Trainer mit der Vorbereitung aber nicht: "Es gibt immer Unterschiede, zwischen dem, was man sich vorstellt, und dem, wie es dann ist." Er meint damit, dass in den Vorbereitungsspielen nicht immer mit vollem Einsatz gekämpft werde, nicht alle Spieler mit dem Kopf immer so dabei seien, wie er es sich wünscht. Dazu komme das Problem, dass einige aus beruflichen Gründen nicht alle Trainingseinheiten absolvieren konnten. Eike Bumb zum Beispiel, der sein Physikum in Medizin geschrieben hat. "Wir sind dennoch gut vorbereitet", sagt Lang.

An diesem Samstag (14 Uhr) startet der MSC mit einem Heimspiel gegen Nürnberg in die Rückrunde. Beide Mannschaften sind abstiegsbedroht. Acht Punkte trennen den Zwölften München und den Achten Nürnberg. Die letzten Zwei steigen ab. "Wir sollten auf jeden Fall Punkte sammeln, um an den Nichtabstiegsplätzen dran zu bleiben", sagt Lang. Dabei komme es darauf an, die beiden "dominanten Spieler", Christopher Wesley und Maximilian Müller, aus dem Spiel zu nehmen. "Wesley ist in der Offensive sehr gefährlich, Müller hält die Defensive zusammen", sagt der Trainer. Und dann ist da noch Peter Kohl. Mit bislang neun Saisontreffern ist er der drittbeste Torschütze der Liga. Fünf Mal hat er durch kurze Ecken getroffen, die zu verteidigen war eine der Münchner Schwächen in der Hinrunde. "Wir schauen uns den Gegner auf Video an, und bei Ecken erkläre ich jedem noch einmal genau, was er zu tun hat", sagt Lang.

In der Rückrunde wird Stürmer Sebastian Kirschbaum wegen eines Kreuzbandrisses fehlen. Seinen Platz soll der 18-jährige Michael Hummel einnehmen, der im Winter vom Lokalrivalen Rot-Weiß München kam. "Er hat einen sehr guten Eindruck gemacht, aber natürlich ist er noch jung und muss sich erst einmal einfinden." Ansonsten ist es der gleiche Kader wie in der Hinrunde, mit dem Lang den Klassenerhalt schaffen möchte.

Die Freude auf die erste Partie ist ihm anzumerken. "Wir sind alle motiviert, nach so vielen Läufen und dem ganzen Athletiktraining ist es schön, wieder ein Spiel zu bestreiten." Ob die Mannschaft aus der Hinrunde gelernt hat, werde sich bei der wichtigen Prüfung gegen Nürnberg zeigen. Das ist dann wie in der Schule. Mit dem entscheidenden Unterschied, das die schwächeren Schüler beim Hockey absteigen und die Klasse nicht wiederholen dürfen.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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