Himmlische Aussichten:Zukunftsfragen an Udo Hahn

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Sie stehen am Friedensengel in fünf Jahren und überblicken die Stadt. Was sehen Sie?

Das Konzerthaus im Werksviertel wird früher fertig als geplant! Doch, ich traue meinen Augen! Denn München ist dabei, sich als Kulturmetropole neu zu erfinden. Es priorisiert deshalb Kunst und Kultur. Ich sehe, wie die Stadt wächst, in der die Gentrifizierung - die Verdrängung alteingesessener Bürgerinnen und Bürger - zunimmt, aber auch der Widerstand gegen diese Entwicklung. Der Wille, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, wächst ebenfalls. Und das Bewusstsein dafür, dass das Schöne nützlich sein kann und das Nützliche schön.

Wie klingt für Sie Zukunft?

Positiv. Nach "What A Wonderful World". Oder nach dem Charlie-Chaplin-Song "Smile" - trotz aller Widerfahrnisse. Oder nach Zuversicht, wie sie Klaus-Peter Hertzsch im August 1989 in einem Gedicht formulierte, das im evangelischen wie im katholischen Gesangbuch zu finden ist:

1. Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.

2. Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.

3. Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

Wem sollte in dieser Stadt in fünf Jahren ein Denkmal gesetzt sein? Und warum?

Charlotte Knobloch. Die gebürtige Münchnerin ist für mich das Symbol der Wiederbelebung jüdischen Lebens in der einstigen "Hauptstadt der Bewegung". Ihr Engagement ist Mahnung und Verpflichtung.

In fünf Jahren kommt ein Hollywood-Film mit dem Titel "Munich" in die Kinos. Worum wird es in diesem Film gehen?

Es handelt sich dabei um eine Adaption des Charlie-Chaplin-Films "Moderne Zeiten" aus den 1930er Jahren. Das Drehbuch stammt von Michael "Bully" Herbig, die Regie führt Oliver Stone. Die Geschichte spielt im Jahr 2050. Der Film zeigt, wie zwei Menschen sich in einer Welt behaupten müssen, die sich durch die Digitalisierung gewandelt hat. "Munich" wird eine Dramedy sein, die den Zuschauern deutlich macht, dass das Münchner Lebensgefühl - zwischen Dolce Vita und Kir Royal - alle Tugenden umfasst, um zu überleben.

© SZ vom 24.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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