Hilfsprojekt:Mit Essen Gutes tun

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Aktion "Hilf Mahl!" sammelt in Lokalen Spenden für Obdachlose

Von Thomas Anlauf

Die Idee ist so simpel, dass man sich fragt, weshalb da nicht noch früher jemand drauf gekommen ist. Wer in einem guten Restaurant speist, spendet anschließend - freiwillig natürlich - mit der Rechnung einen Euro an eine örtliche Obdachlosenhilfe. Genau das organisieren seit nunmehr drei Jahren Hanna Eisinger und Anna Kraft in München. Und der Erfolg der Hilfsaktion gibt ihnen Recht: Insgesamt kamen so knapp 162 000 Euro zusammen. Der Betrag ging ohne Abzug unter anderem an das Frauenobdachlosenprojekt "Karla 51", die Obdachlosenhilfe Sankt Bonifaz sowie das Streetwork- und Obdachlosenhilfsprojekt Teestube "Komm".

Die Idee stammt aus London, wo Restaurantgäste automatisch ein Pfund pro Rechnung an Obdachlose spenden. Ein Hamburger Paar war von der ungewöhnlichen Aktion so begeistert, dass es ein ähnliches Projekt in Hamburg startete - unter dem Namen "Hilf Mahl!". Die Mitinitiatorin Sophie Bach besuchte im darauffolgenden Frühling eine Münchner Freundin und erzählte von dem Hilfsprojekt. "Diese Idee hat uns sofort überzeugt", so Hanna Eisinger und Anna Kraft. Die beiden hatten schon länger nach einem Projekt gesucht, in dem sie sich über Familie und Beruf hinaus engagieren konnten. Also gründeten die beiden den Verein "Hilf Mahl! München" und begannen, Kontakte zu knüpfen: zu Gastronomen, zu Druckereien und zur Deutschen Bank, die bereits in London das "Streetsmart"-Projekt unterstützt und nun in München ermöglicht, dass die Spenden ohne Abzüge bei den Hilfsorganisationen ankommen.

Am 1. November startet "Hilf Mahl!" ( www.hilfmahlmuenchen.de) in die vierte Saison. Vor allem in der Vorweihnachtszeit erhoffen sich Anna Kraft und Hanna Eisinger spendable Restaurantgäste, natürlich kann man auch mehr als den einen Euro auf der Rechnung spenden. Etwa zwei Dutzend Restaurants beteiligen sich an der Aktion, darunter das "Tramin", die "Spicery" und das "Ella" im Lenbachhaus. Die Kellner in den beteiligten Lokalen sind geschult, ihre Gäste dezent auf die Spendenaktion hinzuweisen.

Die Hilfsorganisationen sind dringend auf solche Spendengelder angewiesen. Allein zu Frater Emmanuel Rotter, der die Obdachlosenhilfe der Abtei Sankt Bonifaz 1991 ins Leben rief, kommen täglich etwa 250 Menschen ohne festen Wohnsitz, die an der Karlstraße warme Mahlzeiten erhalten und sich duschen können. Bei der Frauenobdachlosenhilfe "Karla 51" wird ein Teil der Spendengelder für Schulsachen für Kinder von verarmten Müttern verwendet. Die Teestube "Komm" wiederum konnte eine neue Küche für eine ihrer betreuten Wohngruppen einbauen.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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