Hertzkammer:Sound der Mathematik

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Die US-Elektroband "Dopplereffekt" im Blitz

Von Theresa Hein

In den vergangenen Wochen konnte man das Gefühl bekommen, München würde zu einer kleinen Exklave des Techno-Zentrums Detroit, zumindest im Blitz-Club. An diesem Samstag treten dort die Helden von Dopplereffekt hinters DJ-Pult. Gerald Donald und To Nhan Le Thi machen seit jeher ein großes Geheimnis um ihr Wesen, und so ist die einzige PR-Kampagne des seit 20 Jahren erfolgreichen Teams: die Geheimniskrämerei. Sie haben das Prinzip verstanden, wie man sich zur Legende macht und setzen es erfolgreich fort: In ihren Veröffentlichungen ist kein lahmer Ausrutscher dabei, auf dem schmalen Grat zwischen unbedingtem Wiedererkennungswert und zu vermeidender Wiederholung bewegen sie sich souverän, indem sie mit jedem neuen Werk überraschen.

Dopplereffekt entführen den Hörer in eine Welt der physikalischen und mathematischen Phänomene und übertragen sie in etwas, das alle Menschen verstehen können - in Sound. Ihre Songs sind fleischgewordene Gleichungen aus Rhythmen voller Leben. Und auch, wenn die neue LP "Cellular Automata" deutlich ruhiger angelegt ist als der Vorgänger vor zehn Jahren und sich eher in Richtung Ambient Techno bewegt, schaffen sie es doch wieder, ihrer Zeit voraus zu sein. Wie damals, auf ihrer ersten Compilation "Gesamtkunstwerk" aus dem Jahr 1999, als sie ihren Opener "Cellular Phone" betitelten. Dopplereffekt nutzen die kürzer gewordene Aufmerksamkeitsspanne der Menschen aus und füllen sie mit so viel Leben, dass man sie gerne länger hören würde. Vielleicht ist aber gerade deswegen das Live-Set am Samstag nur für etwas mehr als eine Stunde angesetzt, und wenn es dann am Schönsten ist, wird aufgehört.

Dopplereffekt , Sa., 2. Dez., 21 Uhr, Blitz-Club, Museumsinsel 1

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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