Hellabrunn:Nacht ohne Fledermäuse

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Wer Vögel, wie diese Pfirsichköpfchen, sehen will, darf nicht zu spät kommen: In der Großvoliere herrscht von 21 Uhr an Nachtruhe. (Foto: Robert Haas)

Ihre Grotte muss verschlossen bleiben, wenn der Tierpark erstmals abends von 19 bis 24 Uhr sein Pforten öffnet

Von Christian Gschwendtner

Wenn der Tierpark Hellabrunn erstmals in seiner Geschichte abends öffnet, werden die Besucher eine Tierart nicht zu Gesicht bekommen: die Fledermäuse. Das verwundert ein wenig, möchte man doch glauben, dass diese in den Nachtstunden besonders aktiv sind. Sind sie auch, und zwar zu aktiv. "Würden wir die Fledermausgrotte zur langen Nacht der Biodiversität öffnen, könnten die Tiere entkommen", erklärt Daniel Hujer, der die Pressestelle in Hellabrunn leitet. Die Schleusen am Eingang seien auf Tageslicht ausgelegt - und zu dieser Zeit würden die Fledermäuse ohnehin nicht nach draußen fliegen. Nachts aber wären sie gleich weg.

An diesem Samstag, 4. Juni, können Besucher herausfinden, was sich nachts alles in einem Zoo abspielt. Von 19 bis 24 Uhr wagt der Tierpark ein Experiment und öffnet seine Pforten. "Wir wollen damit eine Zielgruppe ansprechen, die vielleicht sonst nicht zu uns kommt", sagt Hujer. Gemeint ist die Generation Zwanzig plus - also junge Leute ohne Kinder, die den Tierpark bisher noch nicht für sich entdeckt haben. Um sie anzulocken, haben sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. So wird die Show-Arena des Tierparks eigens für den Samstagabend zum Kino-Saal umgebaut. Mit drei Kurzfilmen will man die Besucher von der Einzigartigkeit der heimischen Natur- und Tierwelt überzeugen. "In der Regel stehen ja die großen und exotischen Tiere bei uns im Fokus", sagt Zoodirektor Rasem Baban. Die Filmaufnahmen zeigten aber, wie spektakulär die Natur vor der Haustür sein kann.

Trotz des umfangreichen Begleitprogramms will der Tierpark bei der langen Nacht vor allem mit seiner Kernkompetenz glänzen: mit den Tieren. Bei der Auswahl der Bands hat man deshalb großen Wert darauf gelegt, dass die Bewohner von Hellabrunn nicht durch den plötzlichen Trubel erschreckt werden. "Rockmusik würde nicht in den Tierpark passen", da ist sich Pressesprecher Daniel Hujer sicher. Getrommelt werden darf trotzdem. Ein Akustiktest habe nämlich gezeigt, dass die Vögel in der Großvoliere weiter unbeeindruckt ihr Gefieder geputzt haben. In der Südamerikaanlage hätten die Klänge der Band "Black Pearl" sogar einige Tiere neugierig gemacht, berichtet Hujer. Prinzipiell gilt aber: Die Bühnen stehen genau dort, wo sie die Tiere am wenigsten stören.

Bis auf die Fledermausgrotte sind alle Bereiche zugänglich. Nur die Großvoliere und der Pinguine-Bereich schließen vorzeitig um 21 Uhr. Dem Besucherinteresse hat das bisher keinen Abbruch getan. Daniel Hujer ist zufrieden mit dem Kartenvorverkauf. Kopfzerbrechen bereitet ihm allenfalls der Wetterbericht. Der Tierpark wird aber auf jeden Fall am Samstag seine Tore öffnen. Es soll ein historischer Abend werden.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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