Heikler Rausschmiss:Staatsregierung schließt Amerika-Haus

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Das Amerika-Haus, Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft, wird geschlossen. In das Gebäude am Karolinenplatz wird später die Technikakademie einziehen. Wie es mit dem Kulturprogramm des Bayerisch-Amerikanischen Zentrums weitergeht, ist völlig offen.

Monika Maier-Albang, Dominik Hutter und Mike Szymanski

Das Amerika-Haus am Karolinenplatz wird 2013 geschlossen. Das beschloss das bayerische Kabinett in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause. Das Gebäude aus den 1950er Jahren soll von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften übernommen werden, deren bisherige Räume in der Residenz zu klein sind.

Aus für das Amerika-Haus am Karolinenplatz: Das Gebäude aus den 1950er Jahren soll von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften übernommen werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie es mit dem Kulturprogramm des Bayerisch-Amerikanischen Zentrums weitergeht, ist offen. Laut Staatskanzlei-Chef Marcel Huber (CSU) hat der Ministerrat Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) aufgefordert, eine Alternative zu finden. Man wolle dem Kulturverein ein "vergleichbares Angebot" machen, erklärte Huber, ohne konkreter zu werden.

Der Rausschmiss des Kulturzentrums, das seit dem Rückzug der US-Regierung im Jahr 1997 durch einen Förderverein betrieben wird, ist außenpolitisch heikel. Das Amerikahaus, das in der Nachkriegszeit mitten im ehemaligen Parteiviertel der NSDAP gegründet wurde, gilt als Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft.

Wir haben natürlich auf einen anderen Ausgang der Beratungen gehofft", sagt denn auch der US-Generalkonsul in München, Conrad Tribble. Man werde nun weiter in engem Kontakt mit der Staatskanzlei, dem Wissenschaftsministerium und den betroffenen Institutionen stehen, "um die bestmögliche Lösung für die Fortsetzung der Arbeit des Amerika-Hauses zu finden". Die Staatsregierung habe das Konsulat über ihre Überlegungen zur Zukunft des Amerika-Hauses vorab informiert. "Wir haben daraufhin unser großes Interesse am Fortbestand als Zentrum für transatlantischen Austausch bekundet", so Tribble.

Bis 2012 muss nun eine Lösung gefunden werden, damit 2013 die Sanierung des 1956 eröffneten Baus beginnen kann. Als neue Adresse ist nach SZ-Informationen die alte Staatskanzlei an der Prinzregentenstraße im Gespräch. Nach Einschätzung von Jürgen Gebhardt, dem Vorstandschef des Bayerisch-Amerikanischen Zentrums, sind die dortigen Büroräume allerdings nur bedingt geeignet. Das Amerika-Haus sei bewusst als Kulturinstitut mit den entsprechenden Räumlichkeiten errichtet worden.

Auch der Staatsregierung sei bewusst, dass das Amerika-Haus eine Sonderrolle genieße. Huber betont denn auch, die Entscheidung des Ministerrats habe "nichts damit zu tun, dass die freundschaftlichen Beziehungen zu Amerika geschmälert" werden. Man werde sich bemühen, "die Verstimmungen so klein wie möglich zu halten".

Ausschlaggebend für die Entscheidung waren offenkundig die Wünsche der Technikakademie (Acatech), die sich als Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft versteht und über namhafte Mitglieder wie den BMW-Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Milberg verfügt. "Wir sind interessiert daran, dass diese Organisation einen repräsentativen Mittelpunkt erhält", erklärte Huber.

Man habe mehrere Immobilien geprüft, das Amerika-Haus sei aber die einzige, die "alle Optionen erfüllt". Huber verteidigte die Entscheidung des Kabinetts - der Freistaat stehe im Wettbewerb mit anderen Ländern. Daher sei es wichtig, der Akademie ein "attraktives Raumangebot" bieten zu können.

Der Landtagsabgeordnete Michael Piazolo (Freie Wähler) kritisierte die Entscheidung. Die Staatsregierung trete die bayerisch-amerikanische Geschichte mit Füßen. "Bei gutem Willen aller Beteiligten hätte sich für Acatech garantiert ein mindestens so repräsentativer wie zentraler Standort finden lassen."

© SZ vom 03.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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