Peter Kees ist ein bisschen wahnsinnig - im allerbesten Sinn. Offen für fast alles, begeisterungsfähig, kreativ, kritisch. Und mutig. Wo andere kneifen, weil etwas scheitern könnte, oder es sehr viel Aufwand bedeuten würde, da stürzt er voller Elan ins Risiko. Der Aktionskünstler versteht sich als "Chronist und Vermesser gesellschaftlicher und menschlicher Phänomene", möchte "Momente kollektiver wie subjektiver Grenzerfahrung" thematisieren. Dabei arbeitet der 55-Jährige mit verschiedenen Medien, von Interventionen über Performances bis hin zu Video oder Fotografie, gerne zerstört er dabei auch Dinge, verbrennt Geldscheine oder zerquetscht eine Geige. Er provoziert gern. So forderte er per Petition, nurmehr weiße Autos zuzulassen - zum Schutz der Umwelt und aller Verkehrsteilnehmer, denn weiß lackierte Fahrzeuge seien spritsparender, energieeffizienter und sicherer.
Bereits seit 2013 macht Peter Kees den Landkreis Ebersberg unsicher - als selbst ernannter arkadischer Botschafter, als Kurator, als Aktions- und Lebenskünstler. Gerade läuft "Arkadien reloaded", die zweite Ausgabe eines Kunst- und Kulturfestivals in Ebersberg, das Kees initiiert hat. 2013 hatte er den alten Topos Arkadien für sich entdeckt, einen Sehnsuchtsort, dem es sich zu nähern gilt. Ziel ist ein sorgloses Sein, frei von zivilisatorischen Zwängen, in Frieden und mit Zeit zur Muße. Dahinter stecke die politische Idee eines Miteinanders in Wohlstand, ohne Krieg, entfremdete Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck, aber auch ein mögliches Modell für eine gerechtere soziale Zukunft, sagt Kees. Das Territorium seines Arkadiens ist freilich ein imaginiertes, doch als Botschafter hat der Steinhöringer schon an vielen Orten in Europa "Landnahmen" zelebriert: Jeweils einen Quadratmeter abgesteckt, okkupiert und zu arkadischem Hoheitsgebiet erklärt.
Um sein Festival pandemie-tauglich zu machen, hat er es weitgehend in den öffentlichen Raum verlegt. Überall in der Stadt können die Ebersberger Installationen und Objekte entdecken, die ihre Lebensweise hinterfragen. Die Jury war sich einig: Dieser Einsatz ist mit einem Tassilo-Kulturpreis zu würdigen.