Hauptbahnhof:Auf der Höhe der Zeit

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Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Stadt, testet die barrierefreien Bahnsteige am Hauptbahnhof. (Foto: Catherina Hess)

Modernisierte Bahnsteige helfen Menschen mit Behinderung

Von Andreas Schubert

Menschen mit Behinderungen hatten es am Holzkirchner Flügelbahnhof bisher nicht gerade leicht. Die alten Bahnsteige des 97 Jahre alten Südteils des Münchner Hauptbahnhofs waren mit einer Höhe von 38 Zentimetern so niedrig, dass der Einstieg in die vornehmlich nach Ost- und Südbayern verkehrenden Regionalzüge nicht ohne Hilfe zu bewältigen war. Jetzt sind auch die Gleise 5 bis 10 auf die Standardhöhe von 76 Zentimeter angehoben worden, sodass ein ebenerdiger Einstieg in die Regionalzüge möglich ist. Gleis 11, das eigentlich nicht mehr zum Holzkirchner Bahnhof zählt, hat die Bahn ebenfalls auf die Standardhöhe gebracht. 15 Millionen Euro hat der Umbau gekostet, finanziert hat die Bahn dies gemeinsam mit dem Bund. Der Freistaat hat 650 000 Euro für den Umbau von Gleis 11 dazu bezahlt.

Die Bahn hat dabei die Bahnsteige nicht nur angehoben. An den Gleisen 5 und 6 wurden sie um rund 50 Meter auf eine 305 Meter verlängert, damit dort nun auch Fernzüge halten können. Dies erhöht nach Angaben der Bahn die Flexibilität im Betrieb und helfe unter anderem dabei, Verspätungen durch Gleisbelegungen zu vermeiden. Dafür mussten die Gleise 5, 6 und 8 leicht verschoben werden. Ebenso baute die Bahn neue Oberleitungen und Signaltechnik ein, alle drei Bahnsteige des Flügelbahnhofs sind nun auch mit 140 Meter langen Bahnsteigdächern und einem Blindenleitsystem versehen.

Mehr als ein Jahr haben die Bauarbeiten gedauert. Am Dienstag haben Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel und Verkehrsministerin Ilse Aigner den umgebauten Flügelbahnhof offiziell eröffnet. Bei der Gelegenheit regte Aigner gleich eine Brücke über die Gleise zum Starnberger Flügelbahnhof an, dies würde den Fahrgästen den Umweg über die Gleishalle ersparen. Auch an die Stadt appellierte sie, am Bahnhofplatz mehr Sitzgelegenheiten bei den Tramhaltestellen zu schaffen.

Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Stadt, war ebenfalls zur Einweihung gekommen. Es sei erfreulich, dass die Bahn bei der Barrierefreiheit vorankomme. "Es ist gut, dass Politik und Bahn erkennen, dass dies eine wichtige Aufgabe ist und kein Nice-to-have", sagte Utz. Bei Fernzügen, die einen höheren Einstieg haben, brauchen Rollstuhlfahrer wie er dennoch weiter Unterstützung. Auch hapert es an S-Bahnhöfen noch bei der Barrierefreiheit, etwa am Isartor, wo es noch immer keinen Aufzug gibt.

© SZ vom 29.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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