Nach Vorwurf in der Bürgerversammlung:Landwirte wehren sich gegen Glyphosat-Verdacht

Lesezeit: 1 min

Mehrere Landwirte beteuern im Bezirksausschuss, dass auf ihren Feldern das umstrittene Herbizid nicht zum Einsatz kommt.

Von Jürgen Wolfram

Mit einem knackig-rustikalen Auftritt im Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln haben sich Landwirte gegen den Vorwurf zur Wehr gesetzt, sie würden auf ihren Feldern an der Wolfratshauser Straße das Totalherbizid Glyphosat einsetzen. Ein entsprechender Verdacht war bei einer Bürgerversammlung geäußert, anschließend im BA öffentlich angesprochen und medial verbreitet worden. Den BA bezichtigten die Beschwerdeführer, die geschäftsschädigenden Spekulationen nicht unterbunden zu haben. Zugleich beteuerten sie, das umstrittene Pflanzenschutzmittel niemals zu spritzen, was eine Untersuchung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft noch bestätigen werde.

"Der Glyphosat-Verdacht stimmt einfach nicht."

"Wir können es uns gar nicht leisten, gegen Auflagen, Gesetze und Normen zu verstoßen", betonte vor dem Bezirksausschuss Johann Lang, der auf seinen Feldern Blumen anbaut. Umso weniger sei es "menschlich, fachlich und rechtlich" in Ordnung, wenn er und seine landwirtschaftlichen Mitgesellschafter an den Pranger gestellt würden. "Der Glyphosat-Verdacht stimmt einfach nicht", beteuerte auch Wilhelm Storz, Betreiber von Erdbeerplantagen in und um München. Storz und sein Mitstreiter Lorenz Mayr schlugen dabei jedoch einen Ton an, der Reinhold Wirthl (CSU) zu der Forderung veranlasste, "den Tagesordnungspunkt sofort abzusetzen". Michael Kollatz (SPD) zeigte sich gleichfalls "verärgert", dass BA-Mitgliedern mit "unhaltbaren Behauptungen" ein schlechtes Gewissen gemacht werden solle. Es bedurfte am Ende der erprobten Deeskalationskünste des BA-Vorsitzenden Ludwig Weidinger (CSU) und seiner eindringlichen "Bitte zur Mäßigung", um die Debatte wieder in geregelte Bahnen zu lenken.

Weidinger räumte ein, dass "die Geschichte unglücklich gelaufen" sei. Vor einer besorgten Glyphosat-Diskussion hätte der BA besser das Untersuchungsergebnis der Fachbehörde abgewartet. Grundsätzlich sei in dieser Angelegenheit jedoch das städtische Umweltreferat zuständig. Dieses habe man, wie in solchen Fällen üblich, um Prüfung des Sachverhalts gebeten. Der Bezirksausschuss selbst behaupte nicht, dass auf den landwirtschaftlichen Flächen an der Wolfratshauser Straße Glyphosat gespritzt wird, stellte Weidinger klar, das Stadtteilgremium habe lediglich einen Verdacht aus der Bürgerschaft aufgegriffen. Als positives Zeichen der Umweltsensibilität der Bevölkerung wertete Inga Meincke (Grüne) die aufkeimende Diskussion um Pflanzenschutzmittel. Entsprechende Befürchtungen seien "verständlich".

Zur Beruhigung der Gemüter traf BA-Chef Weidinger schließlich diese Aussage: "Schön, dass es in unserem Stadtbezirk Erdbeer- und Blumenfelder gibt, die wirtschaftlich bestehen können."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: