Gewerkschaft fordert:Nachtzugverkehr soll erhalten bleiben

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Von Marco Völklein

Die Lokführergewerkschaft GDL hat einen letzten Versuch gestartet, den Nachtzugbetrieb der Deutschen Bahn (DB) zu retten. Gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Wissenschaft fordert GDL-Chef Claus Weselsky die Chefs von DB und Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auf, die Nachtzüge künftig gemeinsam zu betreiben. "Warum gehen Sie von der Defensive nicht in die Offensive über?", fragen die Initiatoren die beiden Konzernchefs Rüdiger Grube und Andreas Matthä. Bei beiden Bahnen gebe es ein Potenzial von mehr als fünf Millionen Nachtzugreisenden. Dieses sollten beide Firmen "produktiv aufgreifen".

Die DB plant, bis zum Jahresende ihr zuletzt schon stark zusammengeschrumpftes Nachtzugnetz nahezu komplett einzustellen. Damit würden auch die bislang noch bestehenden Nachtzugverbindungen von München nach Hamburg, Köln, Amsterdam, Venedig, Mailand und Rom verschwinden. Im Gegenzug will die DB einige ICE- und IC-Züge zu später Stunde einsetzen sowie zusätzliche Fernbusse in der Nacht losschicken.

Der bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) hält von dieser Idee gar nichts: "Die geplante Ausweitung des ICE/IC-Verkehrs kann den klassischen Nachtreisezugverkehr nicht ersetzen", schreibt er in einer Antwort auf eine Anfrage des Landtags. Begründet wird der Rückzug von DB-Chef Grube unter anderem mit zweistelligen Millionenverlusten, die die Nachtzüge zuletzt eingefahren hätten. Zudem müsste der Fuhrpark für viel Geld modernisiert werden. Das aber sei unwirtschaftlich.

Die ÖBB dagegen planen offenbar, in die Lücke hineinzustoßen, die der Rückzug der DB reißt. So haben die Angebotsplaner aus Wien angeblich bereits Trassen angemeldet; unter anderem sollen Züge auf der Strecke Düsseldorf-Köln-Frankfurt-München-Innsbruck rollen, außerdem zwischen Hamburg, Würzburg, München und Innsbruck. Auch für die Achse Basel-Zürich-Prag ist ein Nachtzug vorgesehen. Bei den ÖBB heißt es dazu nur: "Das Nachtzugsegment ist interessant für uns, wir wollen es ausbauen." Konkrete Verbindungen könne man derzeit nicht nennen, möglicherweise gibt es im September Details. Auch Herrmann begrüßt die Bemühungen der ÖBB-Planer sehr. Man werde eine Übernahme der DB-Relationen durch die Wiener "unterstützend begleiten", schreibt der Minister an den Landtag.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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