Gewerbe und Industrie:"Das ist eine immense Geldvernichtung"

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Beim Verband Kraftfahrzeuggewerbe Bayern beobachtet man, dass Dieselfahrzeuge schon jetzt nicht mehr so gefragt sind

Interview von Pia Ratzesberger, München

Tritt das Diesel-Fahrverbot in Kraft, werden viele Autos nichts mehr wert sein, fürchtet man beim Verband Kraftfahrzeuggewerbe Bayern. Uwe Trautmann über das Verhalten der Kunden und mögliche Folgen für die Händler.

SZ: Verkauft sich der Diesel derzeit noch gut?

Uwe Trautmann: Wir haben in den vergangenen Monaten eine gewisse Zurückhaltung festgestellt. Die Kunden überlegen jetzt natürlich zweimal, ob sie nicht lieber gleich einen Benziner kaufen. Die Diskussion um die blaue Plakette und das Fahrverbot in München haben viele verunsichert. Das sehen wir an den Zahlen aus dem vergangenen Jahr.

Wie sind die ausgefallen?

Das vergangene Jahr war eigentlich das zweitbeste des Jahrtausends, besser war nur 2009, als es die Abwrackprämie gab. Insgesamt gab es in Bayern mehr als 660 000 Neuzulassungen, davon 308 000 Benziner, das entsprach im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von 10,5 Prozent. Dieselautos waren es in absoluten Zahlen zwar noch immer mehr, in Bayern 339 000 Neuzulassungen. Aber der Anstieg war mit 2,5 Prozent lange nicht so stark wie bei den Benzinautos.

Vor allem Firmen und Selbstständige haben oft auf Diesel gesetzt.

Das stimmt, Handwerker zum Beispiel fahren gerne Diesel, weil sie weite Strecken zurücklegen und sie die Fahrtkosten so geringer halten. Aber die Gewerbetreibenden können schneller reagieren, sie planen nicht so langfristig wie Privatleute. Für die ist das schwieriger, weil sie sich nicht alle ein, zwei Jahre einen neuen Wagen kaufen.

Wird es möglicherweise einen Preisverfall bei Autos geben?

Das kann man noch nicht absehen. Aber natürlich wird sich der Gebrauchtwagenmarkt schwer tun, wenn das Fahrverbot kommt, und vieles wird sich über den Preis regeln.

Es werden viele Privatleute ihren Diesel loswerden wollen.

Wenn der Staat sagt: Dein Auto ist zu schlecht für die Umwelt, du darfst damit nicht mehr in die Innenstadt fahren, ist das Auto, das man für 10 000 Euro gekauft hat, nichts mehr wert. Man kann dem Nachbarn schlecht sein Auto verkaufen, wenn der damit auch nicht mehr fahren kann. Das ist eine immense Geldvernichtung von Seiten der Politik. Und es ist auch ein Paradigmenwechsel, denn man hat den Diesel jahrelang gefördert. Die Steueranteile beim Diesel sind viel geringer als beim Benzin.

Wie wird sich ein Fahrverbot auf die Händler auswirken?

Privatleute, die ein Auto kaufen wollen, kaufen trotzdem ein Auto, dann vielleicht eines mit Benzin. Allerdings kann es sein, dass sie erst einmal abwarten. Auch die Hersteller reagieren, den neuesten Smart zum Beispiel gibt es nicht mehr als Diesel.

Rechen Sie damit, dass ein Fahrverbot in mehreren Städten kommen wird?

Das ist politisch überhaupt nicht realisierbar. Sagen wir mal, zum 1.1.2019 wären in Deutschland Diesel-Autos verboten, so viele Fahrzeuge können sie ja gar nicht nach Afrika verschiffen. Warten Sie mal, bis jemand gegen das Fahrverbot klagt.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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