Gesundheit:Wenig Kritik in Kliniken

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Patientenfürsprecher empfehlen mehr Zeit für Gespräche

Gemessen an der Zahl der fast 140 000 Patienten, die im Städtischen Klinikum München in einem Jahr behandelt wurden, ist die Zahl der Beschwerden, die bei den ehrenamtlichen Patientenfürsprechern eingehen, sehr gering. Im Jahr 2016 gingen 385 Beschwerden ein - und immerhin gab es sogar 109 Mal Lob für Ärzte und Pflege. Wenn es Verdruss gibt, dann geht es vor allem um die medizinische Versorgung, die pflegerische Versorgung, um Information und Kommunikation sowie um die interne Organisation. Das zeigt sich auch im jüngsten Bericht der Patientenfürsprecher für die städtischen Kliniken.

Auffällig ist ein Anstieg der Zahl der Beschwerden über Information und Kommunikation, für den das Gesundheitsreferat keine Erklärung liefern kann. Die höhere Zahl der Beschwerden über die Aufnahme führt das Referat vor allem auf das Klinikum Harlaching zurück: "Hier wurden lange Wartezeiten bei der Aufnahme bemängelt. Ein Personalmangel in diesem Bereich könnte eine Erklärung dafür sein."

Bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung seien weniger die fachlichen Kompetenzen oder vermutete Behandlungs- und Pflegefehler bemängelt worden. Stattdessen ging es um die Erreichbarkeit von Ärzten und Pflegepersonal sowie darum, wie sie sich um Patienten kümmern. Bei der Kategorie Information und Kommunikation betrafen die Klagen vor allem die mangelnde Zeit für Gespräche und Information und die Wartezeit, wenn Gesprächsbedarf besteht. In der Kategorie interne Organisation beschwerten sich Patienten über die Verschiebung von OP-Terminen und Untersuchungen sowie über Wartezeiten bei der Notaufnahme und der Aufnahme.

Die Ergebnisse der Auswertung lassen nach Angaben des Gesundheitsreferats keine wesentlichen Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren erkennen. "Es zeigt sich als Trend, dass die Beschwerdefälle bei der Patientenfürsprache insgesamt rückläufig sind." Die Patientenfürsprecher könnten dazu beitragen, dass Probleme ernst genommen sowie frühzeitig und einvernehmlich gelöst werden. Zudem ließen sich Verbesserungen für mehr Patientenorientierung im Behandlungsalltag ableiten. Die Patientenfürsprecher empfehlen, den meist freundlichen Umgang mit Patienten zu verbessern. Mehr Zeit für das Gespräch wäre generell wünschenswert. Gerade ältere Menschen, deren Zahl in den Kliniken zunehme, bräuchten mehr persönliche Zuwendung.

Eine weitere Stärkung der Interessen der Patienten erwartet sich das Gesundheitsreferat von Petra Schweiger, die als erste kommunale Patientenbeauftragte in Bayern Anfang des Monats ihren Dienst bei der Stadt aufnahm. Die 46-Jährige will die Patientenbedürfnisse in der Stadt bündeln und ihnen Gehör verschaffen.

© SZ vom 16.05.2018 / loe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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