Das Zackige und Schneidige der Militärs ist nicht die Art von Merith Niehuss. Die 61-jährige Präsidentin der Bundeswehr-Universität in Neubiberg hat eine sanfte Ausstrahlung und spricht stets mit ruhiger Stimme. Sie tut das auch, wenn sie über Frauen im Wissenschaftsbetrieb redet. "Der Aufstieg ist für Frauen an den Universitäten immer noch sehr schwer", sagt sie.
Einen steilen hat indes sie hingelegt. Seit zehn Jahren leitet die gebürtige Bielefelderin die Hochschule, sie ist die einzige Frau an der Spitze einer Universität in München. Beherzt hat Niehuss die Uni durch diverse Reformen, sukzessive wuchs das Renommee des Campus'. Besonders stolz ist sie jedoch darauf, dass sie dort 2014 die erste Kinderkrippe der Bundeswehr etabliert hat.
Das Thema Frauenförderung ist für Niehuss ein Dilemma. Sie ist klar gegen eine Quote: "Das Qualifikationskriterium muss an erster Stelle stehen." Doch sie weiß genau, weshalb Frauen oft das Nachsehen haben. "Bis zur Promotion sind Frauen den Männer in den Erfolgschancen gleichgestellt", sagt sie. Danach steht die Frage an: Kinder kriegen oder nicht. Jedoch haben Akademikerinnen meist einen Akademiker als Partner, der seinerseits Karriere machen will. So bleibt die Kinderbetreuung meist an den Frauen hängen. "Die Auswahl bei den Berufungen an Lehrstühle fällt deshalb oft zugunsten der Männer; sie können mehr Veröffentlichungen und Auslandsaufenthalte vorweisen", klagt Niehuss.
Sie selbst hatte Glück. Die Historikerin wurde von ihrem Doktorvater Gerhard A. Ritter gefördert. Doch ist sie kinderlos geblieben. "Ich bin der klassische Fall meiner Generation", sagt sie. Damals, Anfang der Achtzigerjahre, gab es noch keine Krippen. "Und wer damals sein Kind irgendwo hin gab, galt als Rabenmutter." Wahrscheinlich, so spekuliert Niehuss, wäre sie mit Kindern wohl nie so weit gekommen.