Gerangel mit Linke-Stadtrat Oraner:Eskalation bei einer Demonstration

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Aussage gegen Aussage: Nach einer Demonstration ist es in München zu einem Gerangel zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Mittendrin: Linken-Stadtrat Çetin Oraner. Er sagt, ein Beamter habe ihn geschlagen. Der Polizist hat eine andere Version der Geschehnisse.

Von Bernd Kastner und Martin Mühlfenzl

Bei einer Demonstration gegen die Angriffe der islamistischen Terrorgruppe IS auf westkurdisches Gebiet ist es am Sonntagnachmittag in der Innenstadt zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen. Unter anderem erhebt der Linken-Stadtrat Çetin Oraner schwere Vorwürfe gegen einen Polizeibeamten und hat Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt: Der Beamte, sagt Oraners Anwalt Marco Noli, habe den Stadtrat mit der Faust ins Gesicht geschlagen und geschubst, nachdem dieser sich über die Vorgehensweise der Polizei bei der Verhaftung eines jungen Mannes beschweren wollte. Der Beamte wiederum hat Anzeige gegen Oraner gestellt - die Aggression sei vom Linken-Stadtrat ausgegangen.

Laut Polizei machten sich die bis zu 120 Demonstranten vor allem für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK stark. So sei bei einer Demonstrantin eine verbotene Öcalan-Fahne konfisziert worden; der PKK-Führer Abdullah Öcalan sitzt seit mehr als 15 Jahren in der Türkei in Haft.

Festnahme nach Gerangel

Nach Ende der Versammlung, die mehr als vier Stunden dauerte, sei in der aufgeheizten Stimmung am Stachus ein Staatsschutzbeamter mit südländischem Aussehen von einem Demonstranten als "Scheiß Türke" beleidigt worden. Als Beamte den Mann festnehmen wollten, hätten andere Demonstranten eingegriffen, um dies zu verhindern. Einer von ihnen habe einem Polizisten ins Gesicht geschlagen, ein anderer demselben Beamten mit dem Fuß zwischen die Beine getreten. Die Polizei nahm zwei Demonstranten fest - darunter Stadtrat Oraner; drei Beamte wurden verletzt.

Es wurden sechs Versammlungsteilnehmer und der Polizist angezeigt. Die Polizei will laut einem Sprecher erreichen, dass die Kurden Demonstrationen künftig regulär anmelden, nicht mehr, wie am Sonntag, als Spontankundgebung. Man wolle keine Demonstrationen verhindern; wenn für eine Versammlung aber Tage vorher Werbung gemacht und diese dann kurz vor Beginn als Spontandemo angemeldet werde, sei das fragwürdig.

© SZ vom 30.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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