Geothermie:Die Zeit läuft

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Die Partnerschaft von Baldur Trinkl und der Gemeinde Gräfelfing gestaltet sich schwierig. Trotzdem sollte das gemeinsame Interesse bei der Erschließung der Erwärme überwiegen - zum Wohle der Bürger.

Von Annette Jäger

Es war eine durch und durch professionelle Veranstaltung im Kupferhaus. Baldur Trinkl und sein Expertenteam informierten detailgenau, legten Folien vor, beantworteten Fragen, gingen auf Sorgen ein. So offen, transparent und fundiert das alles rüberkam, eine Sache irritierte: Wo war eigentlich die Gemeinde Gräfelfing? Wollen beide nicht Geschäftspartner werden, und sollte sich eine Zusammenarbeit nicht langsam abzeichnen? Die Gemeinderäte saßen an diesem Abend bei einer Sondersitzung beisammen und konnten nicht als Zuhörer teilnehmen, auf das Podium war ohnehin keiner von Trinkl geladen worden. Auch wenn es im Kupferhaus nur um das technische Prozedere ging, erweckte Trinkls Terminierung des Abends - und die Lokalisierung in Planegg, nicht in Gräfelfing - doch den Eindruck, als habe er die Gemeinde explizit nicht dabei haben wollen, als wolle er vielmehr demonstrieren, wer der Chef ist: Er lässt bohren, er holt die Wärme aus der Erde, alle anderen stehen in zweiter Reihe.

Das Verhältnis zwischen Trinkl und Gemeinde ist offensichtlich zerrüttet. Der eine kritisiert die Vorgehensweise des anderen, wer Recht hat, ist für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Trinkl hat sich bislang als einer gezeigt, der knapp auf Kante näht: In letzter Minute konnte er den Claim noch verlängern, vermutlich in letzter Minute wird die erste Bohrung erfolgen und den Gang an die Öffentlichkeit hat er auch so lange herausgezögert, bis es nicht mehr ging. Das lässt hoffen, dass auch in letzter Minute die Verhandlungen mit der Gemeinde erfolgreich werden, vorausgesetzt die Gemeinde trägt ihren Teil zum Gelingen bei.

Finden beide nicht zueinander, liegt das Projekt für Jahre auf Eis. Die Geothermie gilt als die Energiequelle der Zukunft, 100 Prozent emissionsfrei, die Bürger sollen endlich davon profitieren. Dies Ziel sollten beide Seiten nicht aus dem Auge verlieren und an einen Tisch kommen. Die Zeit läuft.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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