Gefährliche Kreuzungen, zugeparkte Radwege, dichtere MVG-Takte:Miteinander im Gespräch

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Beim SZ-Lesercafé stehen vor allem die Verkehrsprobleme im Münchner Südwesten im Mittelpunkt

Von Berthold Neff und Jürgen Wolfram

Wenn es an einem Maitag so heiß ist wie im Hochsommer - hat man da Lust auf einen heißen Kaffee? Ja, wenn er im SZ-Lesercafé angeboten wird und garniert mit der Chance, diejenigen kennenzulernen, die jeden Tag das Neueste aus den Stadtvierteln servieren. Und so kam es, dass am Dienstag in Aumüllers Brotfabrik an der Kistlerhofstraße in Obersendling großer Andrang herrschte. Manche kauften schnell ein Brot und wurden ganz nebenbei ihre Sorgen los - andere hatten ihre Anliegen auf eine Rewe-Quittung geschrieben. Mehr als 70 Leser waren erschienen, um mit der SZ-Stadtviertelredaktion ins Gespräch zu kommen - also zu sagen, was sie gut finden an unserer Berichterstattung, was sie vermissen, was ihnen am Herzen liegt. Ganz nebenbei eröffneten sie uns die Chance, diejenigen noch besser kennenzulernen, für die wir täglich arbeiten. Es wurde viel notiert - und die Anregungen werden demnächst in unsere Berichterstattung einfließen.

Um die Probleme im Münchner Südwesten sollte es vornehmlich gehen, und die gibt es, trotz mancherlei positiven Ansätzen. Vor allem der Verkehr ist es, der den Menschen in Sendling-Westpark, Hadern sowie in Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln zu schaffen macht. Da half es auch nicht viel, dass die Stadt vor zwei Jahren einen neuen Ring-Tunnel vollendet hat, damit die Menschen an der Oberfläche aufatmen können. Das tun sie jetzt an der Garmischer Straße, aber anderswo, zum Beispiel entlang der Murnauer Straße, ist die Verkehrsbelastung größer geworden.

"Ich bin gekommen, weil ich Zahlen über den Verkehr von heute wissen will", sagte Pauline Mayr, die an der Murnauer Straße wohnt. Günter Keller (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Sendling-Westpark, konnte ihr aus eigenen Zählungen bestätigen, dass die Belastung an einigen Straßen jetzt höher ist. Hilft da die Trambahn-Westtangente? Da gingen die Meinungen im SZ-Lesercafé auseinander. Ulla und Ottmar Klotz aus Sendling-Westpark finden diese Trasse wichtig, Wilfried Jehle aus Hadern lehnt sie ebenso ab wie Johann Stadler (CSU), der BA-Chef in Hadern. Die Themenpalette war bunt gemischt, so gut wie alle Altersschichten waren vertreten. Für die junge Generation sprach Rebecca Barth, 18, die sich von der Politik wünscht, dass mehr für die Jugend getan wird.

Auf die Diskrepanz zwischen verkehrspolitischem Anspruch und der Wirklichkeit wiesen nahezu unisono die Bürger aus dem Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hin. Das MVV-Angebot sei bei Weitem nicht perfekt - vor allem die U 3 nach Fürstenried-West, die Buslinien 134 und 136 bedürften dringend einer Taktverdichtung. Und schon gar nicht sollte sich München als Radlhauptstadt gerieren - kaputte Radwege, zugeparkte Spuren, lebensgefährliche Kreuzungen erschweren vielen den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad.

Von der Trambahn-Westtangente versprechen sich die Menschen im Stadtbezirk 19 keine entscheidende Entlastung, ihnen reicht der 51er-Bus (Moosach-Romanplatz-Aidenbachstraße) völlig aus: "Der ist so gut wie nie voll." Wenig Verständnis gibt es auch für neue Parkhäuer wie bei einem der Hotels an der Zielstattstraße. Reine Platzverschwendung, sagen Anwohner. Andere halten es für eine Zumutung, dass wichtige Verkehrswege, etwa die Höglwörther Straße, mit Lastern und Wohnwagen zugeparkt werden. Und hätten die Menschen einen Wunsch an die Polizei frei: Macht endlich mehr Kontrollen, vor allem in Tempo-30-Zonen.

Besorgniserregend finden die Obersendlinger die Gemengelage im Gebiet um die Meglinger-, Machtlfinger und Schertlinstraße. Gewerbe, Wohnen, Bordelle und Flüchtlingsunterkünfte auf engem Raum - das passe nicht zusammen. Zu allem Überfluss verschwinde dann noch die wichtigste Einkaufsquelle, der Real-Markt. Doch Kommerz wird auch als störend empfunden - wo grelle Leuchtreklame die Gemütlichkeit überstrahlt.

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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