Gedenken NS-Opfer:80 000 Unterschriften für Stolpersteine

In ganz Europa erinnern Stolpersteine an die Opfer der Nationalsozialisten. Nur in München nicht. (Foto: Robert Haas)
  • Europaweit sind inzwischen mehr als 50 000 Stolpersteine verlegt worden - nur in München nicht.
  • Eine Initiative will mit Hilfe von mehreren Zehntausend Unterschriften eine Genehmigung für die Landeshauptstadt vorantreiben.
  • Der Stadtrat hat sich das Thema auf die Agenda geschrieben.

Bis wann der Stadtrat die Stolperstein-Frage klären will

Mit Hilfe von 80 000 Unterschriften will eine Initiative in München die Genehmigung von Stolpersteinen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus vorantreiben. Europaweit seien mittlerweile rund 50 000 Steine verlegt worden, nur München mache nicht mit, sagte am Dienstag Terry Swartzberg von der Initiative Stolpersteine für München.

Bei der Kunstauktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig werden die Namen von Nazi-Opfern in Messingplatten eingraviert, die dann ins Straßenpflaster integriert werden. Sie sollen Passanten auf das Schicksal der Ermordeten aufmerksam machen. Der Münchner Stadtrat wird vermutlich bis zur Sommerpause klären, ob er diese Art des Gedenkens auf öffentlichem Grund zulässt und ein Verbot aus dem Jahr 2004 aufhebt.

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Erinnern sie an die Opfer der Nationalsozialisten? Oder wird deren Andenken mit Füßen getreten? Über Stolpersteine wurden in München jahrelang gestritten. Nun gibt es einen Kompromiss.

Von Andreas Glas

Knobloch: Opfer verdienen mehr als eine Inschrift inmitten von Staub

Die Stolperstein-Initiative will ihrer Forderung mit den Unterschriften einer Online-Petition Gewicht verleihen, die am Dienstag dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) überreicht wurde.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, schätzt die Aktion. "Ich halte die Stolpersteine unverändert für eine gute und auch würdige Form des Gedenkens", sagte er in Würzburg. Sie sei aber nicht die einzige mögliche Form des Gedenkens.

Zu den Kritikern zählt die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (ikg) München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. "Die im Holocaust ermordeten Menschen verdienen mehr als eine Inschrift inmitten von Staub, Straßendreck und schlimmeren Verschmutzungen", hatte sie im Dezember auf einer Anhörung des Münchner Stadtrats erklärt.

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