Gastronomie:Kaltschale im heißen Donisl

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Chefredakteur in Schürze: Jossi Loibl und Herausgeber Ralf Gabriel (links) präsentieren "Delikat Essen" im Donisl von Birgit und Karlheinz Reindl. (Foto: Robert Haas)

Der Münchner Gastroführer "Delikat Essen" stellt seine neue Ausgabe vor

Von Franz Kotteder

Ali Güngörmüs vom Restaurant Pageou hatte mal wieder den richtigen Riecher: Seine "kalte Tomatensuppe mit ein bisschen Schnickschnack drin" war das ideale Gericht für diesen Abend im Obergeschoss des Donisl. Dort wird es bei schönem Wetter doch ganz ordentlich warm, und eine kleine Abkühlung kann da nicht schaden.

Der Münchner Gastroführer Delikat Essen hatte am Montagabend zur Präsentation seiner neuen Ausgabe geladen und den Ort klug gewählt: Das Obergeschoss des Donisl bildet eine Galerie über dem großen Gastraum, und selbst wenn man nur 200 Gäste einlädt, wirkt der Raum sehr gut gefüllt. So was freut natürlich auch den Wirt Karlheinz Reindl, der es in den beiden Jahren seit der Wiedereröffnung nicht immer leicht hatte mit diesem Flaggschiff der Hacker-Pschorr-Brauerei. Blöd, wenn man ausgerechnet in so einem Renommier-Wirtshaus eine Durststrecke zu überwinden hat. Mittlerweile scheinen sich seine Bemühungen jedoch auszuzahlen. Viele andere Gastronomen sind aber gekommen, um zu sehen, wie sie selbst und die Kollegen abgeschnitten haben in den Kritiken. Und auf den ersten Blick erstaunlich viele Stadträte von SPD und CSU - was aber dann doch nicht weiter wundert, wenn man weiß, dass die montags immer ihre Fraktionssitzungen nebenan im Rathaus haben.

Delikat-Essen-Herausgeber Ralf Gabriel freute sich über die 22. Ausgabe des Gastroführers und kokettierte mit seiner Rolle: "Ich beschränke mich mehr auf die Gemeinplätze, jeder tut bei uns das, was er kann." Chefredakteur Jossi Loibl kann jedenfalls gut schreiben, auswählen und redigieren: Die neue Ausgabe von Delikat Essen enthält auf 180 Seiten nicht nur zahlreiche Kritiken, die überwiegend schlüssig daherkommen, auch wenn man über Geschmack immer streiten kann. Sondern auch ein sehr informatives Interview mit Münchens einzigem Drei-Sterne-Koch Jan Hartwig, Artikel über Trends in der Gastronomie wie zum Beispiel gärtnernde Köche und eine kulinarische Wanderung entlang der Würm.

Einen Teil der Kritiken konnte man direkt nachprüfen. Neben Güngörmüs und dem Pageou sorgten das Restaurant Ebert, das Vinipuri 2.0, der Katzlmacher und auch der Donisl selbst mit kleinen Häppchen für die Verpflegung, der Weinhändler Saffer steuerte Getränke bei, und das Bier kam aus dem Holzfass. Der Fehler an der Sache war nur: Die Kostproben waren viel zu schnell aus. Gerade von der kalten Tomatensuppe hätte man durchaus noch mehr vertragen. Das darin enthaltene "bisschen Schnickschnack" waren übrigens Melone, Rosenwasserperlen, Joghurt, Croûtons aus Sesamringen, Aubergine und Rosmarinöl.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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