Gastro-Preis:Münchens kreativster Topf

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Authentisch chinesisch: Der Hutong Club wird mit dem SZ-Gourmet-Award ausgezeichnet

Von Andreas Schubert

Leicht gemacht hat es sich die fünfköpfige Jury des SZ-Gourmet-Awards nicht bei der Kür des besten neuen kulinarischen Konzepts Münchens. Denn die Konkurrenz in der Stadt, in der es immerhin an die 5000 gastronomische Betriebe gibt, ist groß. Und wie es Moderator Christian Mayer bei der Preisverleihung im Gloria-Filmpalast am Montagabend formulierte, hat es jedes der zehn Lokale, die es in die Endausscheidung geschafft haben, verdient, weiterempfohlen zu werden.

Dass letztlich der Hutong Club in Schwabing mit seiner authentischen chinesischen Küche gewonnen hat, lag auch daran, dass das Konzept, das sich Wirt Christian Ribitzki ausgedacht hat, sehr stimmig ist - von der Innenarchitektur des Lokals bis hin zur Küche, die nicht dem Massengeschmack angepasst ist. Chinesische Restaurants, die in den Achtzigerjahren boomten, hatten sich schnell den Ruf erworben, aus glutamatreichen Fertigprodukten zusammengerührte Kreationen zu kredenzen, die sich im Prinzip nur vom Namen her unterschieden. Echte China-Kost kannten hierzulande die wenigsten - auch Preisträger Ribitzki lernte sie erst auf Reisen kennen. Und der Aufwand, den er und sein Team betreiben, überzeugte die Jury.

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(Foto: Florian Peljak)

SZ Gourmet-Award: Sieger Christian Ribitzki wird von Freunden beglückwünscht.

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(Foto: Florian Peljak)

Das Auditorium saß bequem und gut versorgt bei den SZ-Gourment-Awards im Gloria Palast.

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(Foto: Florian Peljak)

Natürlich war die Verköstigung dem Anlass angemessen: hier die Vorspeise.

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(Foto: Florian Peljak)

Die Jury mit Sieger und Moderator: Franz Kotteder, Nina Bovensiepen, Christian Ribitzki, Bobby Bräuer, Christian Mayer, Bettina Dalm und Caspar-Friedrich Brauckmann (v. li.)

Als Kooperationspartner der Süddeutschen Zeitung beim Gourmet-Award fungierte das Kaufhaus Kustermann. Dessen Geschäftsführer Caspar-Friedrich Brauckmann und Bettina Dalm waren auch Mitglieder der Jury, ebenso wie Nina Bovensiepen, Ressortleiterin München, Region, Bayern der SZ, der SZ-Gastroreporter Franz Kotteder und der Jury-Vorsitzende Bobby Bräuer - mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneter Küchenchef des Esszimmers in der BMW-Welt.

In kulinarischer Hinsicht brauche sich München vor keiner anderen Stadt zu verstecken, sagt Bräuer. Das war freilich mal anders. Zwar gab es in den Siebziger- und Achtzigerjahren große Köche wie Eckart Witzigmann und Heinz Winkler in München. Aber das Gros der Restaurants war bis auf wenige Ausnahmen bestenfalls Durchschnitt. Heute ist das allgemeine Niveau in der Stadt höher als je zuvor. Noch nie hatte München so viele Sternelokale im Guide Michelin: Es gibt vier Zwei-Sterne-Häuser, sieben weitere Restaurants haben einen Stern. Und viele Restaurants, selbst einfache bayerische Wirtshäuser, haben längst erkannt, dass es nicht reicht, einfach nur gut zu kochen, sondern dass es auf den Gesamtauftritt ankommt - Service und Ambiente spielen neben der Küche eine enorm wichtige Rolle.

Die Gäste in München sind anspruchsvoller geworden. Nachlässigkeiten werden heute nicht mehr so leicht verziehen. Wer schon bereit ist, etwas mehr auszugeben, lässt sich nicht mit verkochten Nudeln oder einer Suppe aus Packerlbrühe in Kantinenambiente abspeisen. Zunehmend setzen Köche auf saisonale Kost mit regionalen Produkten. Und das Bemühen um Frische zahlt sich aus, ganz gleich, ob nun französisch-mediterran gekocht wird wie im Le Berlu, dem Délice la Brasserie und im Colette, orientalisch wie im Pageou und im Kismet, asiatisch wie im Hutong Club und Matsuhisa, modern-bayerisch wie im Schwarzreiter oder international wie im Tian und der Cantine Cantona.

Bei der Leidenschaft für das Produkt schenkten sich die für den Gourmet-Award nominierten Restaurants gegenseitig nicht viel, das wurde auch in den kurzen Filmen deutlich, in denen sich die Lokale den rund 200 Gästen im Kinosaal vorstellten. Am Ende sah man unter denen, die ohne Preis blieben, auch kaum enttäuschte Gesichter. Die meisten meinten, sie hätten sich alleine schon über die Teilnahme am Gourmet-Award gefreut.

Dabei sein ist alles - der nächste SZ-Gourmet-Award findet voraussichtlich in zwei Jahren statt. Bis dahin wird sich die kulinarische Landschaft Münchens vermutlich weiterentwickeln. Den Gästen ist es zu wünschen.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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