Fußball-Relegation:Zwischen Leichtigkeit und Leichtsinn

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FC Erding verliert das Zweitrunden-Hinspiel gegen Kastl 1:3

Von Fabian Swidrak, Kastl/Erding

So ein Lupfer kann wunderschön sein. Den Ball mit einer gefühlvollen Bewegung des Vorderfußes vom Rasen zu lösen und ihn elegant über den Torhüter hinweg ins Netz segeln zu lassen, ist eine der spektakulärsten Formen des Toreschießens. Ausgeführt im falschen Moment, kann so ein Lupfer aber auch furchtbar peinlich sein, im schlimmsten Fall kann er fatale Folgen für die Mannschaft des Lupfers haben. 2013 zum Beispiel: Bundesligist Borussia Mönchengladbach flog in der ersten Runde des DFB-Pokals raus, weil Branimir Hrgota im Elfmeterschießen gegen Darmstadt den entscheidenden Strafstoß an die Latte lupfte.

Im falschen Moment wählten am Donnerstagabend auch Gianluca Simari und Ibrahim Aydemir den Lupfer als Kunstform des Torschusses. Noch sind die Folgen für ihre Mannschaft, den FC Erding, nicht absehbar. Wahrscheinlicher ist der erhoffte Aufstieg in die Landesliga durch die 1:3-Niederlage im Hinspiel der zweiten Runde der Relegation beim TSV Kastl (Bezirksliga Oberbayern Ost) jedenfalls nicht geworden.

"Das Ergebnis stellt den Spielverlauf komplett auf den Kopf", sagt Erdings Trainer Rainer Elfinger. "Wir müssen mit zwei oder drei Toren in Führung gehen, machen aber unsere Chancen nicht rein." Schon nach zwei Minuten tauchte Simari frei vor Kastls Torhüter auf. Und er löste mit einer gefühlvollen Bewegung des Vorderfußes den Ball vom Rasen - aber nicht gefühlvoll genug. Jedenfalls war die erste gute Möglichkeit dahin. "Da hätte er einfach schießen müssen", meint Elfinger. Wenig später versuchte auch Aydemir den Heber, nicht als Abschluss, sondern, wie Elfinger es recht deutlich formuliert, "anstelle eines Abschlusses".

Grund zur Freude: Der TSV Gilching-Argelsried geht mit einem 1:0-Vorsprung in das Relegations-Rückspiel beim Kirchheimer SC. (Foto: Arlet Ulfers)

In der zweiten Halbzeit rächte sich die schlechte Chancenverwertung der Erdinger: Innerhalb von drei Minuten schoss Kastls Martin Goeppinger, der später mit der gelb-roten Karte vom Platz musste, zwei Tore (70., 73.). Erst traf er nach Doppelpass an der Strafraumgrenze aus kürzester Entfernung, dann aus rund 20 Metern mit einem Schuss in die rechte obere Ecke. "Den Angriff vor dem ersten Treffer müssen wir mit einem Foul unterbinden", analysiert Elfinger. Vor dem zweiten Gegentor sei seine Mannschaft "mit dem Kopf nicht auf der Höhe" gewesen.

Zu allem Überfluss traf dann auch noch Erdings Verteidiger Fabian Aupperle nach einem Eckball ins eigene Tor (80.). "Der Spielverlauf gibt mir dennoch Hoffnung", sagt Elfinger. Im Rückspiel am Sonntag (16 Uhr), so ist der Erdinger Trainer überzeugt, sei noch alles möglich. Seine Mannschaft dürfe nur nicht die Nerven verlieren: "Auch nicht dann, wenn wir da noch ein Gegentor kassieren."

Die beiden anderen Relegationsduelle mit regionaler Beteiligung sind vor den Rückspielen der zweiten und letzten Runde am Wochenende ebenfalls noch nicht entschieden. Der Kirchheimer SC muss zu Hause gegen Bezirksligist SV Gilching einen 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel vom Mittwoch aufholen, um weiter in der Landesliga spielen zu dürfen. Spielertrainer Steven Toy kann sich dann ganz auf seinen Job an der Seitenlinie konzentrieren, der 27-Jährige sah in Gilching die rote Karte. Der TSV Großhadern braucht für den Klassenerhalt in der Bezirksliga-Relegation gegen den MTV Berg immerhin mindestens zwei Tore. Beim enttäuschenden 0:2 im Hinspiel blieb der Mannschaft aus dem Münchner Südwesten verwehrt, was den Erdingern gelang: ein Auswärtstor.

"Unser später Treffer hält uns am Leben", sagt FCE-Coach Elfinger. Nach dem dritten Gegentor warf seine Mannschaft noch einmal alles nach vorne, Elfinger wechselte in Tobias Bartl, Eddy Ryan und Yemi Oyewole drei zusätzliche Offensivkräfte ein, nahm defensivere Spieler vom Platz. In der zweiten Minute der Nachspielzeit gelang Bartl schließlich der Treffer. Er sah, dass Kastls Keeper für einen kurzen Moment etwas zu weit vor seinem Tor stand und traf: mit einem wunderschönen Lupfer.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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