Zwischennutzung in Fürstenfeldbruck:Dehnübungen im Discounter

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Bis die Baugenehmigung für einen Wohnblock im Brucker Westen vorliegt, kann ein ausgedientes Aldi-Gebäude stehen bleiben. Die Freien Wähler wollen es Vereinen übergangsweise als Sportstätte zur Verfügung stellen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Dass Discounter ab und zu Gymnastikmatten, Trainingsanzüge oder Laufschuhe im Angebot haben, ist modernen Marketingkonzepten geschuldet. In Fürstenfeldbruck geht man nun aber buchstäblich einen Schritt weiter: Im ehemaligen Aldi an der Industriestraße soll künftig Sport getrieben werden - Gymnastikkurse sind ebenso denkbar wie Tänzer in Aktion. So jedenfalls stellen es sich die Freien Wähler vor.

Der Aldi-Flachbau hat vor ein paar Tagen endgültig ausgedient. Mitarbeiter und Ware sind ein paar Meter weiter in den neuen Erweiterungsbau des Amper-Einkaufszentrums gezogen - unter einem Dach mit einem Drogeriemarkt sowie vielen Wohnungen. Der eingeschossige Gewerbebau soll einem großen Haus mit weiteren Wohnungen weichen. Bis die fällige Bebauungsplanänderung ausgearbeitet und vom Stadtrat beschlossen ist und die Bagger anrücken, dürfte es aber noch ein bis zwei Jahre dauern.

Der frühere Aldi-Markt an der Industriestraße hat ausgedient. Der Discounter ist vor einigen Tagen umgezogen in den mehrgeschossigen Erweiterungsbau des Amper-Einkaufszentrums (hinten rechts). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Georg Stockinger, Vorsitzender der Freien Wähler, hatte da eine Idee: In der Kreisstadt fehlt es an Turnhallen - jene im geplanten Sportzentrum III an der Cerveteristraße wurde aus Kostengründen gestrichen, die nahe Multifunktionshalle steht nach der Absage der Herrschinger Volleyballer auf wackeligen Beinen, und die Turnhalle der künftigen Grundschule West kann bestenfalls in ein paar Jahren etwas Entlastung bringen. Wie wär's also mit einer Verwandlung, fragte sich Stockinger: aus Aldi könnte doch eine Art Behelfssportstätte auf Zeit werden. Stockinger und AEZ-Chef Udo Klotz kennen sich schon eine halbe Ewigkeit - wohl um die 40 Jahre, schätzt Klotz. Vor einigen Jahren haben die Brüder Klotz das Aldi-Gebäude übernommen - als Ausgleich zahlt Aldi im Neubau eine günstige Miete. Udo Klotz gab deshalb nach Stockingers Anfrage grünes Licht: "Wir stellen ihm die Hütte hin", sagt er am Donnerstag. Auf 800 Quadratmetern könnten sich die Sportler da gerne "austoben", bis der Altbau irgendwann weggeschoben wird.

Georg Stockinger scheint damit einen echten Coup gelandet zu haben. Am Donnerstag, einen Tag nach den aus seiner Sicht sehr positiv verlaufenen Gesprächen mit Udo Klotz, verkündete er die Neuigkeit am Rande der Vorstellung des Wahlprogramms der Freien Wähler Fürstenfeldbruck. Vereine, die das Angebot nutzen wollten, müssten lediglich die Kosten für Strom und Wasser tragen. Stockinger hat bereits mit dem Sportbeirat gesprochen. Der sei angetan von der Idee. Natürlich sei das keine vollwertige Turnhalle, aber für Gymnastik oder Tanzen oder Judogruppen sehr wohl geeignet. Toiletten sind vorhanden, Umkleidebereiche kann man möglicherweise provisorisch abtrennen. Und auf dem Steinboden könne man übergangsweise durchaus einen Holzbelag verlegen, so Stockinger. Er will bei der Stadt nun anfragen, ob es dafür Zuschüsse gibt.

Georg Stockinger, Stadtrat der Freien Wähler. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Offen ist vor allem, ob die erforderliche Nutzungsänderung auf die Schnelle genehmigt werden kann. Dem Bauamt zufolge lässt die für das Grundstück gültige Baunutzungsverordnung eine Nutzung für sportliche Zwecke durchaus zu. Allerdings sind gewisse Mindestanforderungen mit Blick auf die Eignung der Räumlichkeiten sowie den Brandschutz und Stellplätze zu erfüllen. Sollte dies gewährleistet sein, so wäre eine Genehmigung theoretisch in ein bis drei Monaten denkbar. Aber belastbar einschätzen lässt sich das zum jetzigen Zeitpunkt ohne Prüfung noch nicht.

© SZ vom 21.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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