Zweite Stammstrecke zuerst:S-4-Ausbau muss zurückstehen

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Bürgermeister aus dem Landkreis fühlen sich hingehalten. Lediglich der Einsatz von mehr Langzügen soll geprüft werden.

Peter Bierl

Für die Pendler an der S4 wird es wohl vor 2025 keine wesentliche Verbesserung geben. "Kleine Maßnahmen führen uns nicht in die große Zukunft", wehrte Hans Peter Göttler vom bayerischen Wirtschaftsministerium die Bitten der Bürgermeister ab. Zuerst müsste die zweite Stammstrecke in München gebaut werden, betonten er und der CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet auf einer Informationsveranstaltung im Brucker Landratsamt am Dienstag. Die wiederum sei nur mit einem Olympia-Zuschlag der Bundesregierung zu bezahlen.

Nur geringfügige Verbesserungen wird es bei der S 4 in absehbarer Zeit geben. (Foto: Günther Reger)

"Die zweite Stammstrecke kann nur gebaut werden, wenn wir Olympia bekommen, sonst fehlen uns 800Millionen, die uns keiner finanziert", sagte Bocklet. In einem Referat hatte Göttler, Abteilungsleiter Verkehr im Ministerium, das Gesamtkonzept der Staatsregierung vorgestellt. Das "Rückgrat" sei die zweite Röhre, dann müsse der Flughafen durch einen viergleisigen Ostkorridor Johanneskirchen-Daglfing sowie Ost- und Südostbayern durch einen Ringschluss bei Erding besser angebunden werden. Zwischen Pasing und Laim soll eine "Überleitverbindung" gebaut werden für neue "S-Bahn-ähnliche Fahrzeuge" aus Memmingen und Augsburg.

Die S-Bahn würde von Wolfratshausen nach Geretsried verlängert, die Strecke Dachau-Altomünster elektrifiziert, die Sendlinger Spange für Störfälle ausgebaut und "die S4 zügig weiter beplant", erklärte Göttler und erntete dafür Gelächter. Auf der S4 könnte ein 15-Minuten-Takt eingeführt und Express-S-Bahnen eingesetzt werden. Mit dem viergleisigen Ausbau bis Eichenau "könnte nach 2018 angefangen werden", erklärte Göttler.

"Es ist ärgerlich, wie wir hingehalten werden und Bruck nun völlig abgehängt wird", rügte der Brucker OB Sepp Kellerer (CSU). Er verlangte, Expresszüge einzusetzen und Regionalzüge halten zu lassen. Kellerer kritisierte den Zustand der Bahnhöfe, undichte Dächer, fehlende Toiletten und dass der Buchenauer Bahnhof auch in den kommenden Jahren nicht barrierefrei ausgebaut wird. "Man kann Bahnhöfe mit einer solchen Zahl von Fahrgästen nicht so belassen", schimpfte er.

Der Puchheimer Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) wies darauf hin, dass die Finanzierung des viergleisigen Ausbaus nach 2018 "überhaupt nicht gesichert ist" und verlangte sofortige Verbesserungen. Man könnte zusätzliche Bahnen zum Heimeranplatz oder Hauptbahnhof fahren lassen.

Kränzlein erinnerte an die Vorschläge des Büros Vieregg & Rößler, die einen 15-Minuten-Stolpertakt ohne jeden Ausbau und einen "sauberen" Takt mit drei Gleisen vorgeschlagen hatten. "Diese Pläne haben eine schnelle Beerdigung dritter Klasse im Ministerium bekommen."

Göttler und der MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag lehnten die Vorschläge als "Klein-Klein" (Freitag) ab. "Wir müssen geschlossen für den Quantensprung im S-Bahn-System kämpfen", verlangte Göttler. Die einzige Zusage war, dass geprüft werde, ob im Berufsverkehr wieder mehr Langzüge eingesetzt werden müssen. "Sie brauchen bloß mal in Puchheim einsteigen", empfahl der Grafrather Bürgermeister Hartwig Hagenguth.

© SZ vom 02.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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