Zusammenlegung zweier Dienststellen:Gezerre um Gröbenzeller Inspektion

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Sowohl Olching als auch Puchheim bieten Grundstücke an, auf denen eine Polizeistation gebaut werden könnte. Derweil reißt die Kritik an der Informationspolitik über die Fusion und die Zuständigkeiten nicht ab

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Die geplante Zusammenlegung der Polizeidienststellen von Gröbenzell und Germering sowie die Änderung der Zuständigkeitsbereiche hat in den betroffenen Kommunen erhebliche Unruhe ausgelöst. So meldeten sich am Sonntag sowohl die Puchheimer SPD als auch die Olchinger CSU mit Anträgen zu Wort und forderten den Standort für das neue Polizeigebäude jeweils in ihrer Kommune.

Die Absicht des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, die Polizeiinspektion in Gröbenzell aufzulösen und ein neues Gebäude entweder in Olching oder Gröbenzell zu bauen und die beiden Dienststellen dort zusammenzulegen, ist zudem verbunden mit einer Aufteilung der Inspektionsgebiete. In Puchheim, das von der Polizeiinspektion Gröbenzell betreut wird, zeigt man sich wenig begeistert, zukünftig der Inspektion in Germering zugeschlagen zu werden. Ärger herrscht überall darüber, dass die Polizei nicht früher über ihre Pläne informiert hat. Puchheims Bürgermeister, Norbert Seidl (SPD), kann sich die zukünftige Polizeiinspektion auch gut in seiner Stadt vorstellen.

"Sehr bedauerlich ist, dass ich das erst aus der Zeitung erfahren habe", sagt der Olchinger Bürgermeister Andreas Magg (SPD). Er hat seinen Unmut bereits dem Ingolstädter Polizeipräsidenten Günter Gietl mitgeteilt. Der Olchinger Rathauschef ist von der Idee oder Absicht angetan, die Polizeidienststellen von Olching und Gröbenzell in Olching zusammenzulegen. "Das begrüßen wir natürlich", so Magg. Auch die Olchinger CSU hat sich schon zustimmend geäußert und wünscht sich die gemeinsame Dienststelle in Olching. In einem Dringlichkeitsantrag fordert die CSU den Bürgermeister auf, "schnellstmöglich mit den zuständigen Stellen (Innenministerium, Polizeipräsidium Oberbayern Nord) in Kontakt zu treten und entsprechende Verhandlungen hinsichtlich eines Grundstückes für die neu zu errichtende Polizeiinspektion zu führen".

Magg teilte mit, dass es auch zeitlich gut passen würde, weil die konkrete Planung des großen städtischen Grundstücks der Paulusgrube an der S-Bahnstation ansteht. "Das dortige Areal grenzt an die bisherige Polizeidienststelle in Olching an", erklärt Magg. Er würde darum bitten, dass die Polizei möglichst bald darüber informiert, welcher Raumbedarf nötig wäre. "Dort wäre die Polizei bürgernah, fußläufig untergebracht", wirbt der Olchinger Bürgermeister für diesen Standort und fügt hinzu: "Die Polizei muss ins Zentrum einer Stadt."

Gröbenzells Zweiter Bürgermeister Martin Runge (Die Grünen), könnte sich mit einer gemeinsamen Polizeiinspektion in Olching anfreunden, die auch Gröbenzell vertritt, zumal sich die Gemeinde schwertun würde, selbst eine geeignete Fläche zur Verfügung zu stellen. "Nach Olching ist es ein Katzensprung", sagt er, bemängelt aber gleichzeitig die unzureichende Kommunikation der Polizei. Erst vergangenen Freitag sei Bürgermeister Martin Schäfer zu einem Gespräch mit dem zuständigen Polizeipräsidenten Gietl in die Gröbenzeller Dienststelle geladen worden.

Runge wehrt sich entschieden gegen den Eindruck, die Gemeinde Gröbenzell wolle das jetzige Gröbenzeller Polizeigebäude an der Olchinger Straße nicht sanieren. "Wir haben dafür 580 000 Euro in den aktuellen Haushalt eingestellt und die Planung auf den Weg gebracht." Es handele sich nicht allein um ein Gebäude in Gemeindeeigentum, wie behauptet wurde, sondern um eine Eigentümergemeinschaft, die Entscheidungen treffen müsse. "Das Haus muss sowieso saniert werden, aber die Polizei hat uns als Vermieter bisher nicht mitgeteilt, was sie will", kritisiert Runge. "Ich vermute, diese Zusammenlegung hatte die Polizei schon länger in der Pipeline."

Sehr ungehalten über die Informationspolitik der Polizei und besonders über die Zusammenlegung von Polizeidienststellen zeigt sich Puchheims Rathauschef Norbert Seidl. "Das ist unsäglich, wie mit diesem Thema umgegangen wird", erklärt Seidl, und sein Ärger ist spürbar. "Eine Reduzierung von Polizeidienststellen trägt nicht zur Sicherheit bei", so der Puchheimer Bürgermeister. Wäre zukünftig Germering für Puchheim zuständig, wäre die Entfernung ein zusätzliches Problem. Die Polizei aus Gröbenzell konnte die zwei, drei Kilometer nach Puchheim im Einsatzfall schnell überbrücken. Die Germeringer Polizei müsste von ihrer Dienststelle aus etwa zehn Kilometer nach Puchheim zurücklegen. Überhaupt überkommt Seidl ein mulmiges Gefühl, wenn er daran denkt, dass nur noch zwei Polizeistationen für den ganzen östlichen Landkreis zuständig sein sollen - also für etwa 120 000 Menschen.

Seidl bietet für einen Neubau ein Grundstück an der Kreisstraße FFB 11 in der Nähe des städtischen Bauhofs an. Eine solche Lösung kommt auch für die Puchheimer SPD in Frage, aber nur für den Fall, dass die Sanierung des Gebäudes in Gröbenzell nicht möglich ist. Die SPD forderte Gröbenzells Bürgermeister Schäfer sowie die Landtagsabgeordneten auf, sich für den Erhalt der Polizeiinspektion Gröbenzell einzusetzen.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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