Zu wenig Anmeldungen:Ganztagsschule - nein danke

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Mangels Interesse der Eltern scheitert das Vorhaben in Eichenau schon vor dem geplanten Starttermin im Herbst.

Erich C. Setzwein

Nach umfangreichen Vorbereitungen auf die gebundene Ganztagsgrundschule ist das Projekt in Eichenau schon vor dem Start gescheitert. Die Enttäuschung ist riesengroß, weil für das Schuljahr 2011/2012 nur neun Schüler für diesen neuen Zweig angemeldet wurden. Bürgermeister Hubert Jung teilte der Bürgerversammlung am Montagabend mit, dass die Gemeinde stattdessen nun 25 neue Hortplätze schaffen will. Weil auch die Zahl der Hauptschüler am Ort sinkt, wird es laut Jung von Herbst an keinen Mittelschulstandort Eichenau mehr geben. Schulamtsleiter Joachim Linkert hofft aber darauf, dass die Schulleiter und Bürgermeister des Mittelschulverbunds eine Lösung finden.

Das Münchner Referat für Bildung und Sport ist personell überlastet: Auf die Ganztagsschule war die Behörde "in diesem Ausmaß nicht vorbereitet". (Foto: dapd)

"Für uns ist das ein Novum", sagte Schulamtsleiter Linkert am Dienstag der Süddeutschen Zeitung. Während in Germering die gebundene Ganztagsgrundschule, also Vor- und Nachmittagsunterricht, mittlerweile einzügig sei, die Puchheimer Schule Süd einen Antrag auf einen zweiten Zug gestellt hat, in Emmering zum neuen Schuljahr eine Klasse beginnen soll und in Fürstenfeldbruck ein Antrag auf eine Ganztagsklasse vorbereitet wird, haben in Eichenau gerade einmal neun Eltern ihr Kind für die Ganztagsklasse an der Starzelbachschule angemeldet. 15 Kinder hätten es sein müssen, doch die Gemeinde umwarb die Eltern vergeblich.

Dabei hatte man jüngst noch alles unternommen, um auch die geforderte Betreuung vor Schulbeginn von 7.30 Uhr an und danach zwischen 16 und 17.30 Uhr zu organisieren. Doch nun fehlen die Kinder. Linkert erklärt das damit, dass es in Eichenau ein Bildungsbürgertum gibt, dessen Kinder nachmittags zu Hause sein können: "Die Eltern sind nicht auf die Ganztagsschule angewiesen. Vergleichbar sei dies im Landkreis nur mit Gröbenzell. Anderswo funktioniere das Ganztagsmodell recht gut, insbesondere bei den Haupt- und Mittelschulen.

Bürgermeister Hubert Jung nannte in der Bürgerversammlung weitere Gründe der Eltern. Sie hätten unter anderem argumentiert, dass die feste Nachmittagszeit bis 16 Uhr "zu unflexibel" sei, die Kindern nicht auch vorher nach Hause gehen könnten. Unklar ist noch, ob Schule und Gemeinde das Ganztagsangebot zum übernächsten Schuljahr erneuern.

Auch die Fortführung der Mittelschule ist stark gefährdet. Weil Schüler fehlen, was bei einer Übertrittsquote nach der vierten Klasse von mehr als 90 Prozent an weiterführende Schulen nicht verwundert, steht der Standort Eichenau vor dem Aus. Weil die Gemeinde aber einem Mittelschulverbund mit Puchheim, Gröbenzell und Emmering angehört, könnte sich innerhalb dieses Verbundes noch eine Lösung entwickeln. Darauf setzt der Schulamtsleiter. Dass der ganze Verbund durch den Wegfall der Eichenauer Schule gefährdet sein könnte, davon geht Linkert nicht aus. Um die Schüler auf die einzelnen Standorte zu verteilen, sei die Verbundsversammlung in der Lage, die Einzugsgebiete zu ändern. Weil etwa in Puchheim kein Neubau an der Mittelschule geplant sei, würden alle anderen Schulgebäude benötigt, "wenn Puchheim überläuft", wie Linkert sich ausdrückte. Er rechnet schon in Kürze mit intensiven Gesprächen innerhalb des Verbunds. (Kommentar)

© SZ vom 06.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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