Zirkus:Artistisches Weihnachtsfest

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Der Circus King gastiert in Puchheim und begeistert mit seinem Premierenprogramm ein dankbares Publikum

Von Johanna Kleinert, Puchheim

Ein weißes Metallbett, rechts davor ein kleiner Rundtisch, auf den scheinbar in aller Eile eine Tischdecke gebreitet wurde. Der Plastikstuhl, der zwischen Bett und Tisch platziert wurde, ähnelt denen der Besucher, die ihre Plätze kurz zuvor in der Loge eingenommen haben. Das Arrangement aus Mobiliar in der Manege erinnert an ein unbewohntes, fast lieblos eingerichtetes Kinderzimmer. Die an der Zirkuskuppel montierten Scheinwerfer tauchen das Zelt in grellgrünes Licht. Unwirklich grell ist die Szenerie, geradezu grotesk. Dann betritt ein Mädchen die Manege, etwa neun Jahre alt. Sie setzt sich auf den Stuhl, scheint einen Brief zu schreiben. "Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir eine bunte Zirkusshow!", sagt eine Stimme aus dem Hintergrund dazu. Die Besucher klatschen, Kunstschnee regnet herab, der Lichtwechsel von grün nach rot verkündet den Beginn der Vorstellung. Die Reihen sind gefüllt, zwischen 200 und 250 Besucher haben sich am Vorabend des 24. Dezembers Karten für die Nachmittagsvorstellung des "Circus King" besorgt, der mit seinem Weihnachtsprogramm derzeit in Puchheim gastiert. Das Mädchen, das die Vorstellung eröffnet, heißt Loredana Kaiser, ist tatsächlich neun Jahre alt und die Tochter von Artur und Sandy Kaiser, den Besitzern des Zirkus.

Die Zirkusstars in der kleinen Manege von Puchheim. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Licht schwindet, Dunkelheit umgibt die Besucher. Neues Bühnenbild. Ein Akrobat, ganz in weiß gehüllt, gibt nun sein Debüt. Die Konstruktion, auf der er turnt, dürfte etwas über einen Meter hoch sein. Fast scheint er den Pathos, der aus den Lautsprechern schmetternden Arie, in geschmeidigen Bewegungen auf das Publikum übertragen zu wollen. Die Ärmel seines Kostüms überragen seine Fingerspitzen um ein Vielfaches, die Gliedmaßen schlängeln durch die Luft, wenn der Artist schwungvoll seine Position wechselt. Mitten in der Darbietung dann ein Wechsel in der Musik, der Artist reißt sein Hemd entlang der Klettverschlüsse auf, wirbelt rasant auf dem Kopf, ohne den Boden mit seinen Händen zu berühren. "Headspin" nennt man das in der "Breakdance"-Sprache. Zirkus funktioniert nur jenseits von Geschwindigkeitsbegrenzungen und Langwierigkeit. Bei "King's Weihnachtszirkus" jagt eine Darbietung die nächste.

Akrobatik im Circus King. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als Artur Kaiser mit "seiner Rasselband", wie Ehefrau Frau Sandy aus dem Off ansagt, die Manege betritt, hängt der Popcornduft besonders süß und schwer über den Besuchern. Die "Rasselbande" besteht aus vier Eseln, die die Manege zunächst überraschend brav hintereinander umkreisen. Als zwei der Tiere aus der Gruppe "ausbrechen" und durch die Gasse zwischen Loge und Parkett galoppieren, kassiert Kaiser einige Lacher. Der Zirkusdirektor versucht die Störenfriede spielerisch wieder in den Trott einzugliedern. Gelingt ihm auch, einstudiert war es trotzdem.

Der Clown, der sich ebenso stark an seine Trillerpfeife klammert wie Oskar aus der "Blechtrommel", belustigt das Publikum. Gekonnt tölpelhaft stolpert er zwischen Zuschauerbereich und Manege entlang, dann taumelt er in die Menge. Drei Damen wählt er aus, die sollen ihm folgen. Für Staunen hingegen sorgt der Feuerartist, der glühende Bälle in die Zirkuskuppel prustet und züngelnde Flammen pustend in seinem Mundraum erstickt.

Höchstens zehn Personen füllten das Programm von "King's Weihnachtszirkus" in einer zweistündigen, kunterbunten Zirkusshow, wie sich die Tochter des Besitzerpaares anfangs gewünscht hatte. Auch später wurde die Nachwuchsartistin eingebunden, turnte in beachtlichen Höhen auf einem Aerialring. Nur ganz so hoch wie ihre Tante, die ebenfalls schwebend unter der Kuppel turnte, kam sie nicht.

© SZ vom 27.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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