Zentrale Veranstaltung:Ein Feuerwerk für alle

Lesezeit: 2 min

Die Stadt Puchheim lädt wieder zum Silvester-Event mit bunten Raketen ein. Nachahmer findet Bürgermeister Norbert Seidl mit diesem Beitrag zum Umweltschutz aber bisher keine

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Stadt Puchheim veranstaltet zum zweiten Mal ein großes Silvesterfeuerwerk, zu dem alle Bürger eingeladen sind. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) schätzt nicht nur das Gemeinschaftserlebnis, sondern sieht darin eine Ersparnis für den Geldbeutel und einen Beitrag zum Umweltschutz. Die Bürgermeister der Nachbargemeinden können sich für die Idee nicht begeistern. "Ich weiß nicht, was das bringen soll, das ist doch bloß ein Feuerwerk mehr", sagt Martin Schäfer (UWG), der Gröbenzeller Rathauschef.

Der Brauch des Silvesterfeuerwerks ist schon lange umstritten. Anfang der 1980er Jahre startete "Brot statt Böller", die Kampagne von "Brot für die Welt", einer evangelischen Hilfsorganisation. Es folgten Tierschützer, weil der Krach für viele Tiere eine Qual ist. Und: Etwa 8000 Bundesbürger erleiden jährlich Verletzungen am Innenohr durch Feuerwerkskörper. Neuerdings geht es um die Umwelt. Das kollektive Böllern produziert in Deutschland 4500 Tonnen Feinstaub, was etwa 15,5 Prozent der Menge entspricht, die jährlich im Straßenverkehr von Autos abgegeben werden. Der Puchheimer Bürgermeister lud deshalb 2017 zu einem allerersten kommunalen Feuerwerk im Landkreis ein, damals auch als Abschluss für das Dialogprojekt zur Umgestaltung des Stadtzentrums gedacht.

"Die Stimmung war schön, alle waren begeistert und haben es genossen", erzählt Seidl. An die 800 Menschen versammelten sich in der Ringpromenade am Rathausweiher sowie in der Allinger- und Bahnhofsstraße und viele schauten aus den Fenstern der Planie-Hochhäuser zu. Deshalb glaubt Seidl, dass tatsächlich einige auf eigene Raketen und Böller verzichtet haben. Der Aufwand sei gering gewesen, das Angebot niedrig. Würstel- und Glühweinbuden gab es nicht. Etwa 20 Minuten nach Mitternacht zerstreute sich die Menge wieder. Das Feuerwerk entzündete eine Profifirma, die auch beim Volksfest im Einsatz ist. Die Feuerwehr und ein Sicherheitsdienst waren im Einsatz. Die Security sei das Teuerste an dem Event gewesen, der insgesamt knapp 10 000 Euro gekostet habe, wie Seidl berichtet. Auf jeden Fall hat diese Premiere den Bürgermeister ermutigt, heuer erneut zum kommunalen Feuerwerk einzuladen.

Schule hat das Beispiel im Landkreis indes nicht gemacht, lediglich ein paar Anfragen habe er bekommen, sagt Seidl. In Germering hätten Bürger deswegen angefragt, auch der Umweltbeirat habe darüber diskutiert, aber die Idee sei schwer umzusetzen, erzählt Thomas Wieser, der Leiter des Umweltamtes. Seit Jahren veranstaltet bereits die Burschenschaft Unterpfaffenhofen ein professionelles Feuerwerk am Tag vor Silvester. Aber ein städtisches Feuerwerk in der Neujahrsnacht würde bedeuten, dass alle an einem zentralen Platz zusammenkommen müssen. Etliche würden mit dem Auto kommen, der ein oder andere hätte vorher schon getrunken. Würden sich viele darauf einlassen, hätte das durchaus Vorteile, räumt Wieser ein. Denn die privaten Feuerwerker hinterlassen auf Straßen und Plätzen viel Müll. Die Reste der großen Batterien, die sogar auf der zentralen Landsberger Straße abgefeuert werden, würden stehen gelassen und seien verkehrsgefährdend.

Der Brucker Bürgermeister verzichtet seit zehn Jahren aus Umweltgründen auf private Raketen. Er erinnert auch daran, dass manche Kommunen ein Feuerwerksverbot für Silvester erlassen haben, um historische Altstädte zu schützen. Erich Raff (CSU) selber fährt auf den Engelsberg und genießt das Spektakel von oben. Aber ein kommunales Silvesterfeuerwerk müsste für viel Geld an einem zentralen Ort organisiert werden. Man bräuchte eine Security und eine Firma mit Sprengmeister. Und sollten sich tatsächlich viele Brucker darauf einlassen, fände Raff es doch auch schade, auf die Aussicht vom Engelsberg herab verzichten zu müssen. "Es bleibt die Grundfrage, brauchen wir die Böllerei. Da bin ich ambivalent", räumt der OB ein.

Zu einem zentralen Feuerwerk kämen doch nur die Leute, die selber sowieso keines veranstalten, vermutet Schäfer. Der Bürgermeister der Gartenstadt macht seinen Bürgern deshalb einen anderen Vorschlag: "Wir schauen von Gröbenzell aus rüber nach Puchheim." Dort treffen sich alle um 23.45 Uhr in der Ringpromenade. Den Anweisungen von Feuerwehr und Sicherheitskräften sei Folge zu leisten. Eigene Feuerwerkskörper sollten die Besucher nicht mitbringen.

© SZ vom 31.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: